Die verborgenen Welten der Almen und Streuobstwiesen
Zwei Triesdorfer Absolventen und ihr Podcast Löffelkraut

Löffelkraut: Das ist der Name des Podcasts von Ella Papp und Stefan Reith, zwei Absolventen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf im Fachbereich Umweltingenieurwesen. Mit ihrem Podcast führen sie die Zuhörerinnen und Zuhörer durch die Lebensräume Mitteleuropas: von den Almen bis ins Wattenmeer, von den Kulturlandschaften wie Äckern und Streuobstwiesen bis hin zu unberührten Buchenwäldern.

Allen Podcast-Folgen gemein ist die Entdeckung von natur- und kulturlandschaftlichen Lebensräumen in Mitteleuropa. Die Podcast-Folge 17 „Geschichte der Äcker Mitteleuropas“ startet in der Jungsteinzeit, dem Beginn der Landwirtschaft. Mit der Sesshaftigkeit des Menschen wurden auf den Äckern die ersten mitteleuropäischen Kulturpflanzen, wie Emmer, Einkorn, Erbsen und Linsen, angebaut. Im Spätsommer nach der Ernte dienten diese Flächen als Weideflächen für das Vieh. Auf den Äckern breitete sich die für die Tiere nahrhafte Ackerwildkrautflora mit einheimischen, aber auch neu eingeführten Arten aus Vorder- und Kleinasien oder Südosteuropa aus, wie dem Roten Klatschmohn oder der Echten Kamille. Welche Überlebensstrategie sich die Wildkräuter auf den Ackerfluren angeeignet haben, warum sie für die Äcker wichtig sind und was das alles mit dem vom Aussterben bedrohten Feldhamster zu tun hat – das alles ist Inhalt dieser Folge Löffelkraut.

Der Podcast „Löffelkraut – Lebensräume Mitteleuropas“ enthält so viele Fakten, wie eine ganze Vorlesungsreihe zusammen. Ella und Stefan beherrschen die Kunst, alle Themen so unaufgeregt, witzig, verständlich und spannend zu vermitteln, dass man das Wissen ganz im Vorübergehen aufsaugt – und immer mehr wissen will. Zu jedem Podcast-Beitrag gibt es eine Rubrik „Zum Nachlesen für die Wissbegierigen“, in der Ella und Stefan ihre verwendete Literatur teilen und zum Weiterlesen anregen.

Wie es genau zu Löffelkraut kam und was für die Zukunft geplant ist, erzählt Ella Papp im Interview mit dem FINK.

Ella, wie kamt ihr auf die Idee, einen Podcast zu machen?

Die Idee kam mit Corona. Am Ende unseres Studiums 2020 sind für uns ganz viele Exkursionen ausgefallen. Stefan und ich hätten an sehr vielen Exkursionen teilgenommen, zwei Wochen auf Helgoland, eine Abschluss-Exkursion nach Südosteuropa; das alles brach durch Corona weg. Auch die unteren Semester hatten nicht mehr die Möglichkeit, an Exkursionen teilzunehmen. Stefan und ich haben dann angefangen für zwei Freundinnen von uns, die noch mitten im Studium steckten, kleine Exkursionen ins Umland von Triesdorf anzubieten. Die Exkursionen, die wir in den Jahren zuvor mitgemacht hatten, haben wir mit ihnen einfach nochmal wiederholt. Das war für uns so ein Anstoßpunkt. Wir dachten, mit einem Podcast könnten wir das gleich für mehr Menschen anbieten; bislang hatten wir ja nur zwei, drei Freunde dabei. Mit einem Podcast wollten wir quasi einen Audio-Exkursionsführer entwickeln. Das ist zwar kein Ersatz für eine echte Exkursion im Studium, aber ein anderer Ansatz; damit man als Student in Coronazeiten mehr hat, als nur die Vorlesung. Das war der Anfang vom Podcast – ohne Corona wäre das so nicht gekommen.

Von der Idee bis zur Umsetzung dauert es dann oft noch ein bisschen. Wann ging denn euer Podcast on air?

Das war 2021. Ende Februar hatten wir unsere Abschlussprüfungen – und dann lang ersehnte freie Zeit, die wir mit etwas Sinnvollem füllen wollten. Mein Papa hatte noch etwas Musiktechnik im Keller und ich habe dann ein paar Mikrofone und Kabel eingepackt. Damit bin ich nach Triesdorf gekommen und habe Stefan vorgeschlagen, dass wir das mit dem Podcast einfach mal ausprobieren. Zuerst machten wir die Lebensräume unserer Abschlussprüfungen zu Podcast-Folgen, so sind die ersten zwei Folgen entstanden. Das Logo von Löffelkraut hat Stefan entworfen und mein Bruder hat gemeinsam mit seinem WG-Mitbewohner den Jingle komponiert. Am 1. April 2021 haben wir unsere erste Folge hochgeladen. In den ersten Folgen ist alles ein klein wenig durcheinander, wir quatschen uns gegenseitig rein. Wir mussten uns erst an das Podcast-Format gewöhnen, alles musste sich erst einspielen; aber es wurde mit jeder Folge besser.

Woher stammt eigentlich der Name „Löffelkraut“?

(lacht) Das ist eigentlich Stefans Geschichte, die könnte er noch besser erzählen. Nachdem wir uns entschieden haben, das Podcasten auszuprobieren und die Thematik feststand, suchten wir nach einem Namen. In diesen Tagen war Stefan draußen unterwegs und als er zurückkam war er der Ansicht, das seltene Bayerische Löffelkraut gefunden zu haben. Es stellte sich als Irrtum heraus. Der Name „Löffelkraut“ ist aber hängen geblieben. Löffelkraut ist ein vergessenes Küchen- und Heilkraut und hat eigentlich auch einen lustigen Namen. Löffelkraut klingt vielleicht so ähnlich wie Löwenzahn; und auch wenn es nicht unsere Absicht war, passt es doch sehr gut. Löwenzahn erklärt den Kindern die Welt und wir wollen die Umwelt den Erwachsenen erklären: wissenschaftlich solide, mit Angabe der Quellen, aber zugleich auch unterhaltsam und verständlich. Der Podcast ist dazu ein tolles Mittel.

Wie viel Zeit nimmt die Produktion von einer Folge denn in Anspruch?

Jeder von uns investiert ungefähr drei volle Arbeitstage für eine Episode. Einen ganzen Tag planen wir für die Aufnahme, den Schnitt und das online-Stellen der Folge ein. Der Rest geht in die inhaltliche Vorbereitung. Man muss viel, viel mehr gelesen haben, als man am Ende überhaupt erzählen kann. Man muss sich auch einen Erzählbogen überlegen. Jede Folge ist da etwas anders. Mittlerweile müssen wir uns auch mehr organisieren, weil wir momentan an verschiedenen Orten arbeiten. Aber vieles fällt uns auch leichter, zum Beispiel sind wir beim Schneiden der Tonspuren schon viel schneller geworden, weil wir das Programm und nützliche Tastenkürzel nun einfach besser kennen.

Gibt es denn Themen, die Stefan und dir besonders am Herzen liegen?

Ich glaube, prinzipiell kann man nur die Themen spannend finden, die man kennt. In der Recherche stößt man dann auf neue Themen und findet die dann auch super spannend, das ist uns nun schon öfters passiert. Den neuen Themen geben wir dann in einer eigenen Folge ihren berechtigten Raum. Die Themen unserer Bachelorarbeiten, wie Moore und Streuobstwiesen, liegen uns natürlich nah am Herzen, aber wir behandeln sie im Podcast wie alle anderen Lebensräume. Jedes Thema bekommt, wie alle anderen, seinen Platz.

Was plant ihr für die Zukunft?

Während des Studiums haben wir zwei Folgen pro Monat veröffentlicht. Da wir momentan gerade ins Berufsleben einsteigen, gibt es seit diesem Frühjahr Löffelkraut nur noch einmal im Monat. Dazu wollen wir zukünftig aber auch zwischendurch einmal Extra-Folgen anbieten. In diesen befassen wir uns mit Themen, die alle Lebensräume „gleichermaßen“ betreffen, beispielsweise eine Folge über zugewanderte Tier- und Pflanzenarten oder den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Lebensräume Mitteleuropas.

Wie viele Zuhörerinnen und Zuhörer sind denn mittlerweile auf Löffelkraut aufmerksam geworden?

Unser Stammpublikum wächst, momentan sind wir bei circa 250 Follower. Auf Spotify und Podcast Addict wird Löffelkraut am meisten gehört. Von Folge zu Folge steigen die Zuhörerzahlen und das ist sehr schön und freut uns, weil wir dadurch sehen, dass es die Menschen interessiert. Aber das ist nicht unsere eigentliche Motivation: Wir haben selbst Spaß daran, immer Neues zu lernen und zu entdecken und es ist für uns ein wunderbares Hobby.

von Isabella Hödl-Notter

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2022.
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