Der Dombergladen
Regionalität, Nachhaltigkeit und Religion: Die drei Bögen des Marstalls

Regionalität, Nachhaltigkeit und Religion: Geht man durch die Holztür unter der Aufschrift „Marstall“ sieht man sofort das Symbol des Ladens – drei Bögen – und damit die drei Punkte, für die die Ware, die hier angeboten wird, steht. Religion verschmilzt hier mit den Aspekten der Regionalität und Nachhaltigkeit. Alles unter einem Dach. Wer auf der Suche nach etwas Typischem aus Freising ist, einem echten Klassiker, der ist im Marstall an der richtigen Adresse.

Im 17. Jahrhundert diente das Gebäude noch als Stall für über 40 Pferde, später wurde es zum Schulgebäude des Domgymnasiums umfunktioniert und heute – nach einer vierjährigen, aufwendigen Renovierungszeit – befindet sich im Marstall- Gebäude ein Laden voller regionaler Dinge, plus Infopoint für Touristen oder alle anderen, die an der Freisinger Geschichte interessiert sind.

Der kleine Dombergladen bezieht seine Ware aus ganz unterschiedlichen Ecken der Umgebung. Da das Kloster Beuerberg momentan noch renoviert wird, bietet der Marstall zudem einige Produkte des Klosters an. Besonders beliebt ist „LEO“, der Löwenzahn-Likör, der vom Apotheker des Klosters hergestellt wird. Der Likör kommt so gut an, dass er im Sortiment belassen wird, auch wenn das Kloster Beuerberg selbst wieder öffnet.

Außerdem stellt die Freisinger Hofapotheke eine Auswahl an Produkten wie Cremes und Lotionen exklusiv für den Marstall her. Alle Produkte werden in Glasverpackung verkauft, das Label wird auf Steinpapier gedruckt.

Der momentane Bestseller ist jedoch der Obstbrand. Im Herbst letzten Jahres gab es am Domberghang 800 Kilo Äpfel, die alle gepflückt und in der Dorfbrennerei Dorfen gebrannt wurden. Jetzt kann man den Apfelbrand aus Freisinger Äpfeln im Marstall erwerben. „Der Apfelbrand ist für uns ein ganz besonderes regionales Produkt!“, erklärt Veronika Sieren-Wißmann stolz. Um die Werbetrommel etwas zu rühren, hat der Marstall einen der Apfelbrände in einer Münchner Kirchenzeitung verlost, um den Bestseller so richtig publik zu machen.

Der Dombergladen kommt gut an: Anfang des Jahres gab es aufgrund der Renovierungsarbeiten kaum was zu sehen am Domberg – Touristen waren Fehlanzeige. Das änderte sich durch das 9-Euro- Ticket in den vergangenen drei Monaten. An besonders frequentierten Tagen waren gleichzeitig bis zu 20 Besucher aus Bad-Tölz, dem Tegernsee, Augsburg und Würzburg im Geschäft. „Die Würzburger haben sich besonders für unsere Weinauswahl vom Weingut Leitner interessiert“, verrät Veronika Sieren-Wißmann mit einem Augenzwinkern.

Einige haben sich ein paar Erinnerungen mitgenommen, andere haben sich auf dem Sofa kurz ausgeruht oder sich von Veronika Sieren-Wißmann einige Sehenswürdigkeiten am Modell näher erklären lassen.

Das 3D-Modell in Zusammenspiel mit dem Bildschirm ist eines der Highlights im Marstall. Es beinhaltet eine modellhafte Nachstellung des gesamten Dombergs und einen Bildschirm, auf dem Besucher gezielt Informationen zu den einzelnen Standpunkten nachlesen können. „Das ist das Highlight für alle Familien, die uns besuchen. Die Kinder sind manchmal so eifrig am Bildschirm, dass er sogar neu gestartet werden muss“, erzählt Sieren-Wißmann.

Allerdings gibt es nicht nur für Kinder ein Highlight, sondern auch für alle anderen Altersklassen: Der Marstall ist eine Station des Jakobswegs, und so kommen ab und an ein paar Pilger vorbei, um sich ihren Stempel abzuholen. Von einer Gruppe hat sich Veronika Sieren-Wißmann jedoch besonders begeistern lassen. Vor einigen Monaten sind einige Frauen in den Dombergladen gekommen, die ganz offensichtlich ihren Junggesellenabschied feierten. Mit Schleier und bedruckten T-Shirts pilgerten die Freundinnen die elf Kilometer von Freising bis Kranzberg und waren von ihrem ersten Halt – dem Marstall – mehr als begeistert.

Im Marstall findet sich eben für jeden eine Freude.

von Denice Fuchs

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2022.
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