Der Begriff „Hospiz“ entspringt dem Lateinischen. Als „Hospitium“ bezeichnete man im Mittelalter eine Herberge, in der Pilger versorgt und gepflegt wurden, denen aufgrund einer Krankheit die Weiterreise nicht mehr möglich war. Diese Pflege reichte nicht nur bis zur Genesung, sondern bis hin zum Tod. Das Wort „pallium“, das in der Palliativstation oder auch in der Palliativarbeit steckt, bedeutet „Mantel“. „Das kann man sich vorstellen wie bei einem Regenschauer“, erklärt Hanrieder. „Ein Mantel macht nicht den Regen, also die Ursache weg, sondern schützt vor dessen Folgen, also dem Frieren und Nasswerden.“ So kann die Palliativmedizin nicht eine schwere Herzschwäche heilen, doch vermag sie Beschwerden wie Luftnot zu lindern. „Damit der Mensch trotzdem eine hohe Lebensqualität hat und angstfrei sein kann“, so die gelernte Krankenschwester. Eine Palliativstation, die gibt es im Klinikum Freising seit 2003. Die Hospizgruppe unterstützt dort täglich das Krankenhausteam. Kümmert sich um die Patienten, betreut Angehörige und Bekannte. Der Hospizverein, der mittlerweile etwa 400 Mitglieder zählt, beschäftigt vier Angestellte. Neben Hanrieder sind dies die zweite Einsatzleiterin Sabine Czerny, Cora Behr, Hospizschwester, sowie Sylvia Klausz-Blaukowitsch, die als Sekretärin im Büro des Vereins arbeitet. Daneben engagieren sich im Verein 48 rein ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter. Diese werden vom Verein selbst ausgebildet. Etwa 15 Anwärter sind es jährlich, die die 12-monatige Ausbildung absolvieren, wobei freilich nicht jeder unmittelbar danach seine Arbeit im Verein aufnimmt. Im vergangenen Jahr waren es fast 140 Schwerkranke, Sterbende und Angehörige, die von der Hospizgruppe begleitet wurden. Neben der Sterbebegleitung sind es auch Beratungsleistungen, die die Hospizgruppe für jedermann unentgeltlich anbietet. Beratung in Palliativmedizin und Palliativpflege sowie die Beratung zur Pflegeversicherung, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht.
2015 wird der Hospizverein 20 Jahre alt und vollzieht sein Jubiläum mit zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen. Veranstaltungen, die dazu einladen sollen, sich mit dem Tod, aber vielmehr mit einem erfüllten und würdevollen Leben auseinanderzusetzen. Den Anfang macht ein Vortrag zum Thema Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht am 3. Februar, 19 Uhr, im Pfarrheim St. Georg. Der erste Vorsitzende des Hospizvereins, Bruno Geßele, wird dabei auf eben diese Maßnahmen zur Willenserklärung eingehen, die in dem Moment, in dem man sich beispielsweise nicht mehr artikulieren kann, den Angehörigen und Ärzten Aufschluss geben. „Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, ist sehr wichtig, da es Situationen im Leben geben kann, in denen man vielleicht nicht mehr alle Behandlungen, die möglich sind, in Anspruch nehmen möchte“, beschreibt Einsatzleiterin Czerny die Thematik. Würde man beispielsweise auf eine intensive Behandlung verzichten wollen, die einhergeht mit zahlreichen Krankenhausaufenthalten und Nebenwirkungen und keine Besserung an der Grunderkrankung bewirkt, so kann man dies in seiner Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht angeben. „Eine große Hilfe für Ärzte, aber auch Angehörige, um im Sinne des Patienten handeln zu können“, so Czerny.
Das Jubiläumsjahr geht weiter am 15. März. Zu diesem Termin veranstaltet das Freisinger Vokalensemble Cantabile in der Christi-Himmelfahrts-Kirche um 17 Uhr ein Benefizkonzert zugunsten der Hospizgruppe. Vom 31. März bis zum 13. April findet im Alten Gefängnis eine Ausstellung zum Thema „Essenz meines Lebens“ statt. Hier werden Bilder von verschiedenen Landkreisbürgern unterschiedlichen Alters, Berufs und unterschiedlicher Herkunft zu eben diesem Thema ausgestellt. Am 9. Mai wird Märchenerzähler Volker Patalong in seinem Tipi unweit der Plantage ein Märchen zum Thema Lebensübergänge erzählen. Und auch außerhalb des Stadtgebiets ist zum Geburtstag des Hospizvereins etwas geboten: Im Moosburger Rosenhof-Kino wird am 2. Juli um 19 Uhr der mit dem Deutschen Fernseh- sowie Grimme-Preis ausgezeichnete Film „Marias letzte Reise“ gezeigt. Im Anschluss an den Film erhalten Interessierte die Gelegenheit, sich mit den Mitgliedern der Hospizgruppe auszutauschen. Nach einer Sommerpause findet am 19. September 2015 der im zweijährigen Turnus abgehaltene Palliativtag der Landkreise Freising, Pfaffenhofen, Erding, Landshut, Kelheim und Dachau im Kardinal-Döpfner-Haus auf dem Domberg statt. Das Thema in diesem Jahr: „Austherapiert?“ Bei verschiedenen Vorträgen berichten Hospizbegleiter, Palliativmediziner und Therapeuten über die Sterbebegleitung und Palliativmedizin. Am 10. Oktober feiert die Hospizgruppe um 14 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst in der Christi-Himmelfahrts-Kirche. Im Anschluss daran findet die interne Jubiläumsfeier für die Hospizbegleiter und Mitglieder statt. Das Jubiläumsjahr wird abgeschlossen mit dem traditionellen Weihnachtskonzert von Luz Amoi, die am 13. Dezember im Mariendom auftreten und einen Teil des Erlöses an die Hospizgruppe Freising spenden. Sabine Czerny blickt voller Erwartungen auf das kommende Jubiläumsjahr und die zahlreichen Veranstaltungen: „Wir freuen uns, wenn wir das Thema Hospizarbeit den Menschen ein Stück näher bringen können.“
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2015.
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