Ihr Name ist Pfrang. Claudia Pfrang. Die 50-Jährige ist die neue Direktorin der Stiftung Bildungszentrum der Erzdiözese München und Freising und als solche seit 1. April verantwortlich für das Bildungsangebot des Kardinal-Döpfner-Hauses. Dass sie in diesen Zeiten und in den kommenden Jahren „Bildung auf der Baustelle“ anbieten muss, wie sie sagt, stört sie nicht. „Ich sehe das als Herausforderung“, so Pfrang im Interview mit dem FINK.
Der Domberg befindet sich derzeit im Umbruch. Personell, strukturell, bald aber auch baulich. Ist das ein Problem?
Ich habe mir das lange überlegt, ob ich auf einer Baustelle arbeiten will. Aber ich bin eine, die gerne etwas anfängt, die anschieben und initiieren will. Und deshalb glaube ich, dass ich zur jetzigen Zeit hier gerade richtig bin. Ich finde das schöner und besser, als wenn ich mich zur Gänze einfügen müsste. Mein Motto ist deshalb auch: Bildung auf der Baustelle.
Sie haben bei Ihrem Amtsantritt gesagt, dass sich das Bildungsangebot auf dem Domberg mehr nach außen richten soll und wird. Was heißt das?
Ich will mit vielen Netzwerkpartnern eng zusammenarbeiten. Da sind zum Beispiel das Dom-Gymnasium oder vor allem auch im Bereich der Ökologie die Hochschule und die Universität in Weihenstephan, wo ich mir durchaus eine Kooperation von Nährberg und Lehrberg vorstellen kann. Und selbstverständlich wird es um aktuelle Themen wie Asyl und Flüchtlinge gehen. Mit neuen Partnern kann man neue Formate und Ideen entwickeln. Das ist sehr spannend.
Die jetzt auch personell vollzogene Trennung zwischen dem Kardinal-Döpfner-Haus als Tagungs- und Beherbungsbetrieb und der Stiftung als zuständig für die Bildungsarbeit hat auch bei vielen Freisingern erst zu der Erkenntnis geführt, dass das zwei verschiedene Dinge sind.
Ich weiß. Dabei ist die Stiftung die Keimzelle dessen, was im KDH stattfindet. Um uns bekannter zu machen, werden wir präsenter sein, werden wir beispielsweise mit der Stadt und öffentlichen Stellen zusammenarbeiten. Ich werde dazu noch meine Tour machen und mit den entsprechenden Persönlichkeiten Kontakt pflegen. Und weil die Erzdiözese dezidiert den Bildungsbereich stärken will, werde ich auch projektbezogen arbeiten und organisieren, um so auch Geld für Einzelprojekte aufzutreiben.
Welche Themen werden Sie neu anstoßen?
Ein neues Projekt ist „Gott neu denken“. Denn die Gottesfrage ist die zentrale Frage des Christentums, diese Gottesfrage wach zu halten, in dieser Frage sprachfähig zu bleiben, ist ganz zentral. Gerade auch in den jetzigen Zeiten. Und wir werden uns in Übereinstimmung mit der Erzdiözese den Themen „Flüchtlinge und Integration“ sowie der Umweltbildung verstärkt widmen.
Aber es wird, wenn die Umbauarbeiten im KDH dann ab Mitte 2017 beginnen, schon schwierig werden mit dem Bildungsbetrieb hier, oder?
Tja, ich bin dann schon so etwas wie eine Direktorin ohne Bildungshaus. Aber ich sage dann immer: Na und? So ein Haus zu besitzen ist ja auch Luxus. Wenn es anders ist, hält es jung und frisch. Ich habe vor, andere Bildungsorte aufzusuchen, diejenigen Orte, wo die Menschen sind. Schlagwort: KDH to go. Da wird es, da bin ich mir sicher, viele solcher Orte in Freising geben. Ich habe zum Beispiel bei meiner früheren Tätigkeit in Ebersberg „Kirche im Café“ angeboten. Wie gesagt: Ich sehe diese Situation als Herausforderung.
Sind Sie mit Ihrer Familie schon nach Freising gezogen?
Nein, wir wohnen in Ebersberg und da bleiben wir auch. Wir haben uns vor vier Jahren dort ein Haus gekauft. Meine berufliche Planung war auch eher auf München ausgerichtet. Da hätte ich dann auch pendeln müssen – so wie jetzt nach Freising.
Kennen Sie Freising schon?
Ich kenne Freising so, wie man es nach ein paar Spaziergängen kennt. Aber das kommt schon noch, dass ich mich da besser auskenne. Ich bin ja erst seit ein paar Tagen da.
Wie sind Sie im KDH aufgenommen worden?
Sehr gut. Ich habe hier ein hoch motiviertes Team, das – so mein Eindruck – mit mir zusammen auch dafür sorgen, planen und nachdenken will, wie die Stiftung aus ihrem Stiefmütterchendasein heraustritt. Wir werden uns zeigen.
Zur Person:
Claudia Pfrang (50) ist gebürtige Unterfränkin, studierte Philologie und Theologie in Würzburg, Lyon und Passau. Pfrang war unter anderem wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Passau und Bildungsreferentin bei der Katholischen Landvolkbewegung Bayerns, war vor ihrer Tätigkeit in Freising seit 2009 Geschäftsführerin des Katholischen Kreisbildungswerks Ebersberg. Pfrang ist zudem Mitglied im Vorstand der Katholischen Erwachsenenbildung München und Freising sowie der Katholischen Erwachsenenbildung Bayern. Die neue Stiftungsdirektorin ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2016.
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