Andreas Schmid: „Wichtig ist der kommunikative Aspekt“
Die große Fragestunde

Andreas Schmid ist der neue Vorsitzende des Partnerschaftsvereins und hat große Lust darauf, die Beziehungen der Stadt Freising zu anderen Städten und Gemeinden mit Leben und Freude zu füllen. Mit Kontakten, die das gegenseitige Verständnis stärken und Einblick geben in die Lebenswelten der jeweils „anderen“. In seinem „normalen“ Leben ist Andreas Schmid Banker, viele Freisingerinnen und Freisinger kennen ihn als Kopf von „Premium Bavaricum“, des Blasmusik-Ensembles, das gerne eingeladen wird, wenn bei uns ein Fest zu feiern ist.

 

Andi, Du bist der neue Vorsitzende des „Partnerschaftsvereins“. Das klingt frivoler, als es ist: Es ist ein Verein, der sich zusammen mit der Stadtverwaltung um unsere Städtepartnerschaften kümmert. Wie war denn Dein persönlicher Einstieg in dieses Thema?
Ich bin ja schon sehr lange musikalisch aktiv und schon zu der Zeit, als ich noch in Eching gewohnt habe, haben wir in der Partnergemeinde von Eching, in Trezzano in Italien, Musik gemacht und das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Es ist einfach faszinierend, wenn man irgendwo nicht als Tourist auftritt und sich erstmal orientieren muss. Es ist schön, Bekannte wieder zu sehen und in einer Umgebung zu sein, in der man sich wohl fühlt und angenehm aufgenommen wird. Während diverser Auftritte hatte ich meinen Vorgänger Dieter Thalhammer kennengelernt und der hatte mich damals gefragt, ob ich dem Verein beitreten möchte. Da habe ich Ja gesagt, weil es ein Thema ist, das mich interessiert und bei dem ich mich gerne einbringen möchte. Ich habe dann mit Premium Bavaricum Reisen begleitet und Veranstaltungen und ja – jetzt ist es mittlerweile so weit, dass ich der Vorsitzende bin von dem Verein.

Hast Du denn in Deiner Jugend schon Erfahrung gemacht mit diesem Austauschthema, also warst Du in einem Schüleraustausch oder in einem internationalen Jugendlager?
Ich bin ja schon in einem etwas fortgeschrittenerem Lebensalter und damals hat es diese Sachen noch nicht so gegeben wie heute. Bei uns wurden höchstens so Klassenfahrten angeboten. Aber ich kann mich erinnern, dass ich einmal eine Brieffreundschaft in Kenia hatte, aber da kam es nie zu einem persönlichen Austausch.

Gleichwohl – Jugendliche für internationale Beziehungen zu begeistern, ist das ein Thema für Dich? Die deutschfranzösische Freundschaft zum Beispiel ist ja eine große Idee, die Adenauer und De Gaulle auf den Weg gebracht haben …
Absolut. In unserer Satzung steht ja, dass unsere Aufgabe darin besteht, die Stadt Freising in ihren Städtepartnerschaften zu unterstützen, das Ganze mit Leben zu füllen. Für mich ist sehr wichtig, dass eine solche Städtepartnerschaft nicht nur auf der politischen Ebene oder auf der Führungsebene der Gemeinden passiert, sondern der Kontakt muss zwischen Bürgerinnen und Bürgern stattfinden. Wir haben laut Satzung den Auftrag einer kulturellen Förderung und auch einer Förderung der Jugendarbeit zwischen den Gemeinden – im europäischen Gedanken. Für mich ist das ein ganz wichtiges Aufgabenfeld. Es gibt ja schon gut funktionierenden Schüleraustausch vor allem der Gymnasien und es gab in der Vergangenheit einige Sportveranstaltungen wie Fußballturniere, bei denen vor allem junge Menschen teilgenommen haben. Das Ganze ist ein Thema, das wir unbedingt weiter verfolgen wollen. Natürlich waren wir in den letzten beiden Jahren durch die Pandemie sehr eingeschränkt in unseren Möglichkeiten.

Gerade wollte ich darauf zu sprechen kommen – Du hast ja von Dieter Thalhammer in einem Moment übernommen, in dem Reisen quasi das letzte war, was möglich gewesen ist. Wie war denn Deine erste Zeit als Vorsitzender  des Partnerschaftsvereins, was konntest Du denn überhaupt mit Deinen Mitgliedern besprechen und machen?
Ja, es war eine Zeit, in der wir natürlich sehr eingeschränkt waren in unseren Aktivitäten, im Reisen, im Kennenlernen. Wir haben diese Zeit in der Vorstandschaft genutzt, um den ganzen Bereich der Verwaltung des Vereins auf Vordermann zu bringen. Wir haben ein neues EDV-System installiert, wir haben eine neue Homepage gemacht, uns vorbereitet und versucht, diese Zeit zu nutzen.

Der Partnerschaftsverein hat heuer ja sogar Jubiläum, zuerst mit einem Fest in Freising. Gibt es denn Planungen, auch in den Partnergemeinden zu feiern?
Ja, zu unserer Feier in Freising haben wir auch eine Delegation aus Innichen eingeladen. Was als Nächstes ansteht, ist das Jubiläum der Partnerschaft mit Arpajon und wir hoffen, dass wir im September mit einer Delegation zur berühmten Bohnenmesse nach Frankreich reisen können und eine Delegation aus Frankreich zu uns zum Korbiniansfest kommt.

Du kommst wie schon angeklungen zum Teil jedenfalls aus der Musik – Kultur bringt Menschen zusammen – welche Möglichkeiten gibt es aus Deiner Sicht noch?
Grundsätzlich wichtig ist der kommunikative Aspekt. Ohne groß etwas drum herum: Leute kommen zu uns, wir fahren in die Gemeinden, wir sitzen an einem Tisch, wir tauschen uns aus, wir machen Ausflüge in der jeweiligen Region oder wir zeigen unseren Gästen Freising, wir essen und trinken zusammen und reden. Diese Dinge sind am Wichtigsten, darüber hinaus gibt es die Kultur, es gibt etwa die Malerei, die musikalischen Darbietungen. Zum Beispiel denke ich an Skofja Loka und die berühmten Passionsspiele oder auch an den sportlichen Bereich. Es geht darum, Bekanntschaften zu machen, darum, dass man Mensch zusammen ist.

Du hast gerade schon die Gastronomie angesprochen, die Kulinarik, hast Du denn in all der Zeit eine besondere Liebe zu einer bestimmten Spezialität entwickelt? Gibt es etwas, das Du immer sofort bestellst oder worüber Du Dich besonders freust, wenn Du es serviert bekommst?
Nachdem ich sehr gerne esse und trinke ist es so, dass ich keine speziellen Vorlieben habe. Es gibt viele lokale Spezialitäten, auf die ich mich freue, aber das ist nicht auf eine oder zwei beschränkt. Oftmals ist das bei mir vom jeweiligen Tagesgusto abhängig. Ich finde, dass man in all unseren Partnergemeinden wirklich tolle kulinarische Genüsse findet.

Du hast vorher das 30jährige Jubiläum der Partnerschaft mit Arpajon angesprochen – bei den Begegnungen zwischen uns Bürgerinnen und Bürgern gibt es da naturgemäß oft eine Sprachbarriere, in Skofja Loka ist das auch so. Wie problematisch ist das denn, wenn solche Freundschaften in unterschiedlichen Sprachen gelebt werden wollen?
Natürlich sind dadurch gewisse Hemmschwellen vorhanden, es zeigt sich aber, dass man immer wieder durchkommt. Es gibt meistens Menschen vor Ort, die deutsch sprechen und das hilft dann schon sehr. Wir sind ja meistens in der Gemeinschaft und die anderen sind auch in der Gemeinschaft – es ist vielleicht nur der Gedanke, den man so im Kopf hat, in der Praxis ist das gar nicht so schlimm.

Dieses Interview erscheint in der Frühsommer- Ausgabe des FINK und ich habe mir gedacht, wen, wenn nicht unseren Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins, sollten wir nach Reisetipps für eine Sommerfrische in einer Partnergemeinde befragen …
Ich war schon bevor ich überhaupt Kontakt mit dem Thema Partnergemeinden hatte, öfter im Urlaub in Südtirol in Innichen. Eine Reise dorthin könnte ich also wirklich empfehlen.

Und was machen wir dann als erste Tat nach dem Ankommen in Innichen?
Einen Rundgang durch die Altstadt! Dann die schöne Kirche betrachten und anschließend von Innichen aus einen Ausflug in die herrliche Umgebung machen. Ich wandere zum Beispiel gerne und bin oft mit dem Fahrrad unterwegs.

Welche Idee hättest Du außerdem?
Zum Beispiel eine Fahrt nach Maria Wörth am Wörthersee. Wir waren da übrigens schon mit dem Partnerschaftsverein.

Wird es denn solche Ausflüge beim Partnerschaftsverein auch weiterhin – also auch unter neuer Führung – geben?
Ja, wir wollen unseren Mitgliedern solche Fahrten ermöglichen. Zum Beispiel über’s Wochenende von Freitag bis Sonntag. Das wird dann von uns organisiert und wir versuchen auch, in Zusammenarbeit mit den Gemeinden ein Rahmenprogramm zu entwerfen. Ich war selbst schon einige Male bei solchen Fahrten dabei und das ist wirklich eine runde Sache.

Dann also sehr viel Erfolg in diesem Projekt, wenn wir es so nennen wollen. Ich darf Dir noch eine Frage stellen zu Deiner anderen Leidenschaft, der Musik. Du hattest mir im Vorfeld gesagt, dass Du da noch ein bisschen Pause machst wegen der Pandemie. Wenn es dann aber wieder richtig losgeht für Dich – wovon träumst Du noch in Sachen Musik?
Ich war ja mit der Musik schon viel in der Welt unterwegs und das ist immer ein Anreiz, ich freue mich immer, wenn sich so etwas ergibt. Ansonsten ist mein Wunsch, in Freising quasi standorttreu zu sein, unsere Feste hier zu begleiten. Da mitmachen zu können, das macht einfach Spaß.

Du hast noch einen Zweitwohnsitz – im Bayerischen Wald. Was macht denn für Dich den Reiz aus, einen Teil Deiner Zeit dort zu verbringen?
Es ist einfach der Gegensatz: Da kann ich wirklich einen kleinen Kurzurlaub machen, ich habe da ja nur eine kleine Ferienwohnung. Aber es ist schön, einfach mal aus einem anderen Fenster in eine andere Gegend zu schauen. Zu Lockdownzeiten war das natürlich Gold wert! Und der Wald ist wirklich für Körper und Seele ein Balsam. Ich genieße das immer sehr.

Letzte Frage: Wenn Du Dein Leben heute mit einer Farbe beschreiben solltest – welche würdest Du Dir aussuchen und warum?
Blau und weiß. Diese Kombination ist für mich sehr ansprechend. Weil es so schön ist, einen weiß-blauen Himmel zu sehen und weil ich auch sehr gerne in Bayern lebe.

von Birgit Mooser-Niefanger

Die große Fragestunde
Unsere Autorin Birgit Mooser-Niefanger trifft sich ab dieser Ausgabe mit interessanten Menschen zur „großen Fragestunde“ und hofft, heraus zu finden, was Menschen in ihrem Innersten bewegt. Die Fotos zur Serie macht Birgits langjähriger Freund und Kollege Franz Josef Kirmaier (das produktionshaus).

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2022.
In unserer Bibliothek können Sie diese und alle anderen Ausgaben der letzten Jahre online lesen.

zur Bibliothek...

weitere Artikel zu diesem Thema: