Fragen an Dr. Eric Veulliet, Präsident der HSWT

Herr Präsident, Herr Dr. Veulliet, zwei Ihrer zu Ihrem Amtsantritt 2017 formulierten Ziele waren es, die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stärker international zu positionieren, die HSWT als Marke zu stärken. Inwieweit konnten Sie das umsetzen?

Wir haben an der HSWT unsere Strategie „HSWT goes international“ in den letzten Jahren mit großem Erfolg umsetzen können. Die Gründung des neuen „Zentrum für Internationales“ (ZI) unter der Führung von Vizepräsident Carsten Lorz sowie der „HSWT International School“ (Leitung VP Ralf Schlauderer) haben eine Bündelung der Aktivitäten und Kompetenzen sowie ein massives Wachstum in diesem Bereich erzeugt. Große, langjährige Projekte, vor allem in Afrika, u.a. der „Ausbildungspakt mit Afrika“ und der „Technologie- und Anwendungspakt“, zeugen hiervon. Die Anzahl der ausländischen Studierenden hat sich gegenüber 2017 mehr als verdoppelt, die Drittmittel in diesem Bereich mindestens verfünffacht. Zudem haben wir unser Studiengangsportfolio um englischsprachige Masterstudiengänge wie z.B. Climate Change Management und International Farm Management erweitern können.

Der Markenbildungsprozess ist für die Sichtbarkeit der HSWT weit über die Grenzen Bayerns hinaus maßgeblich. Ein smartes, aber konsequentes Re-Branding (2019), ein neuer Claim – „Applied Sciences for Life“ –, ein starker Ausbau unserer Social-Media-Aktivitäten, eine Stärkung unseres Kommunikationsteams sowie ein kompletter Web-Relaunch (Abschluss 2023) sind hier als Meilensteine zu nennen. Dieser Prozess ist auf viele Jahre angesetzt, um die Marke HSWT dauerhaft stark zu positionieren.

Die TUM, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft sowie für Wald und Forstwirtschaft, das Fraunhofer- Institut und noch viele Institute und Einrichtungen mehr bilden den gemeinsamen Wissenschafts- und Forschungscampus Weihenstephan. In welcher Rolle sieht sich darin die HSWT, entstehen Synergien?

In der Tat ist die Kompetenzdichte am Campus Weihenstephan in dieser Form einmalig. Wir setzen hier mit unseren Partner:innen auf eine Verstärkung der Kooperation unter Nutzung der Komplementarität. Wir ergänzen uns perfekt: von der Grundlagenforschung auf Weltspitzen- Niveau, der angewandten Lehre und Forschung bis hin zum Transfer in die Praxis. Derzeit erarbeiten wir u.a. mit der TUM und der LfL ein entsprechendes wegweisendes Konzept, welches wir vermutlich bereits 2023 der Öffentlichkeit vorstellen werden können. Unser gemeinsames Ziel ist es, mit dem Campus Weihenstephan national und international zur Spitze zu gehören. Das Potenzial ist enorm, die Motivation hoch.

Die HSWT hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr vergrößert. Sind für die nahe Zukunft weitere bauliche und inhaltliche Erweiterungen – beispielsweise in Bezug auf die Schaffung neuer Professuren oder Studienfächer – geplant?

Ein richtiger Schub kam durch die High Tech Agenda (HTA) Bayern. Diese brachte uns in den letzten 3 Jahren über 20 neue sogenannte Forschungsprofessuren. Ein großer Teil dieser neuen Ressourcen floss und fließt weiterhin in die Digitalisierung, die Internationalisierung und in das Megathema Klimawandel (u.a. Professuren Klimawandel und Agrarsysteme, Climate Change Forestry, Climate Change Hydrology). Das Themenfeld der „nachhaltigen Land- und Ressourcennutzung“ ist nicht nur die Herausforderung der nächsten Jahrzehnte, sie birgt auch ungeahnte Möglichkeiten für die Weiterentwicklung und Stärkung der HSWT.  Dies auch im Hinblick auf neue Studiengänge, vor allem mit internationaler Ausrichtung. Hierbei geht es nicht zwingend um ein quantitatives Wachstum. Die Qualität der Lehre und der Forschung sowie die Profilierung stehen im Vordergrund. Als übergeordnete Klammer und Kompass folgen wir hierbei den Grundsätzen der Nachhaltigkeit, d.h. bauliche Erweiterungen nur dort, wo es unbedingt notwendig oder sinnvoll ist, vor allem im Sinne energetischer Überlegungen. Apropos: seit 2021 sind wir die erste staatliche Hochschule mit EMASplus Zertifikat, d.h. eine nachhaltige Hochschule im gesamtinstitutionellen Kontext.

Statt in den Hörsaal führte der Weg an den heimischen Laptop: Die Corona- Pandemie ab Anfang 2020 hat den bis dato gewohnten Unterrichtsbetrieb und das Studentenleben ziemlich auf den Kopf gestellt. Wie haben Sie in dieser Phase die gesamte HSWT, die Dozenten und die Studenten, erlebt? Haben die Ereignisse nachhaltige Veränderungen für die HSWT mit sich gebracht?

Wir hatten Glück im Unglück. Zufälligerweise hatten wir bereits Mitte 2019 das „Kompetenzteam Digitale Lehre“ installiert, sodass wir relativ schnell und erfolgreich auf eine Online-Lehre umsteigen konnten – natürlich verbunden mit einer steilen Lernkurve. Insgesamt lief es an der HSWT gut, zumindest belegen dies die danach durchgeführten Umfragen unter Studierenden und Mitarbeitenden. Wir sind jedoch als eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften eine Präsenzhochschule und wollen unbedingt daran festhalten. Innovative Online-Angebote im Studium werden jedoch erhalten bleiben und ihren Platz im Curriculum haben, insbesondere als ergänzende Lern- und Lehrformate.

Vor wenigen Wochen wurden Sie erneut zum Präsidenten der HSWT gewählt. Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Was sind Ihre Projekte und Ziele für die kommende Amtszeit?

Auch wenn es wenig spektakulär klingt, kann ich mich hier nur wiederholen. Weiterhin sind Sichtbarkeit und Attraktivität in Kombination enorm wichtig, gepaart mit Zukunftsorientierung und Effizienz. Bedeutet konkret: Fortführung des Markenbildungsprozesses, der Internationalisierung, der inhaltlichen Profilierung (nachhaltige Land- und Ressourcennutzung), der Optimierung der administrativen Prozesse (u.a. Digitalisierung) und der aktiven Nutzung der Kooperationen und Netzwerke.

Zum Schluss noch der ultimative Tipp des Präsidenten an die Studenten für ein erfolgreiches Studium und eine denkwürdige Studienzeit in Freising?

Jeden Tag, jeden Augenblick nutzen und genießen, auch wenn es manchmal schwerfällt. Das Studium sollte ein Erlebnis sein, welches die Persönlichkeit prägt, fit für die Zukunft macht und Freundschaften schließt. Alles Gute und herzliche Grüße an alle!

 

Interview: Isabella Hödl-Notter, Foto: HSWT

 

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom November 2022.
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