Das Ende eines Kapitels Wirtschaftsgeschichte in Freising
Feller hat sich „erhobenen Hauptes“ verabschiedet

110 Jahre lang stand der Name Feller in Freising für Tradition und Erfolg. Zum Schluss war es aber nur noch „freudlos und frustrierend“, sagt Inhaber Rupert Feller. Jetzt ist „Mode Feller“ Geschichte, hat Rupert Feller zum letzten Mal den Schlüssel umgedreht.

Das Modehaus Feller, Nachfolger der ehemals blühenden Tuchfabrik in Neustift, musste aufgeben: 20, 30, 50, dann 70 Prozent Ermäßigung haben die bunten Schilder in den vergangenen Wochen angepriesen. Auch wenn Geschäftsinhaber Rupert Feller (64) etwas geknickt durch seinen Laden ging: „Ich will nicht jammern“, betonte er. Denn bei aller Traurigkeit, dass die 110-jährige Historie des Unternehmensnamens jetzt ihr Ende findet, gestand Feller einen Fehler ein: „Der größte Fehler“ seines Lebens sei es gewesen, dass er nicht von Neustift in die Innenstadt umgezogen sei, als sich die Möglichkeit geboten habe. Dass es „Kettenläden“ wie Moser gebe und dann noch das Internet seinem Geschäft ohne Zweifel den Todesstoß versetzt habe – darauf wollte sich Feller aber nicht herausreden.

Enttäuscht war er, dass die Freisinger – auch und gerade die Prominenz – nicht bei ihm ihre Tracht gekauft hätten, sondern beispielsweise bei Schustermann & Borenstein. Und manch potenzieller Kunde sei sogar so frech gewesen, laut zu verkünden, dass er sich ja jetzt umgeschaut und informiert habe und deshalb nun wisse, was er im Internet bestellen solle.

Mit „Mode Feller“ endet ein Stück Freisinger Wirtschaftsgeschichte: Anfang des 20. Jahrhunderts, nachdem die bayerischen Soldaten aus dem ehemaligen Prämonstratenser-Kloster ausgezogen waren, hatte die Stadt das Gebäude erworben, 1906 veräußerte man es an den Münchner Fabrikanten und Kaufmann Karl Feller. Für 60 000 Mark bekam Feller einen großen Teil des früheren Klosters und baute es zu einer Tuchfabrik um. Bis 1970 ging das so, war die Tuchmacher-Familie Feller in Freising verwurzelt. In den 60er Jahren die erste Krise, die Tuchfabrik schloss sich 1970 mit der Firma Loden-Frey in München zusammen. Doch es half nichts: Die Fabrik musste ihre Tore schließen. Es blieb der Verkaufsladen, den Rupert Fellers Onkel aufgebaut hat, bevor Rupert Feller im zarten Alter von 22 Jahren den Laden übernahm. Sein Studium der Betriebswirtschaft hat er noch beendet.

Etwas Neues anfangen kam für Feller jetzt nicht in Frage. Er sei zu alt, Kinder habe er auch keine, und gegen das Internet ja überhaupt keine Chance mehr. Und so brachte man in den vergangenen Wochen noch den Ausverkauf über die Bühne. Da strömten dann die Kunden, auf die Feller so lange vergeblich gewartet hatte.

Auch für die zehn Angestellten war das eine schwierige Zeit, schließlich gab es schon jahrzehntelange und deshalb auch persönliche Beziehungen. Zwei Angestellte gingen in den Ruhestand, zwei sind noch nicht woanders untergekommen. Bis zum letzten Tag war Feller kompetente und freundliche Beratung wichtig: „Ich will mich erhobenen Hauptes verabschieden.“ Schließlich habe er „einen Namen zu verlieren“.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2016.
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