Domberg? Einfach zusperren.
Die Freisinger sehen die Baumaßnahmen mit Sorge

Auf dem Domberg ist einiges in Bewegung. Gewaltige Umbauten sind geplant: Das Museum soll ganz neu gestaltet werden, so dass seine überregionale Bedeutung noch weiter zunimmt und gleichzeitig alle Bauvorschriften, die so ein Museumsbau mit sich bringt, erfüllt sind. Noch rührt sich dort nichts, aber in Kürze soll es losgehen.

Auch für das große Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-Haus gibt es gewaltige Pläne: der Bau aus den 60er Jahren, der als Priesterseminar konzipiert war, ist so marode, dass er entweder umgebaut werden soll oder sogar ein Neubau erstellt wird, der sich mehr in das historische Ensemble des Dombergs einfügt und den Erfordernissen eines so bedeutenden Bildungszentrums gerecht wird. Das hört sich alles ganz gut an; die Erzdiözese hat in einer Umfrage sich auch bestätigt gesehen, wie wichtig der Freisinger Domberg für die ganze Diözese ist. Nun wurde eine große Firma beauftragt, dies alles planerisch in die Tat umzusetzen.

Das klingt sehr verheißungsvoll, doch schauen wir einmal, was tatsächlich passiert: Die Aussichtsterrasse, die an den Domhof angrenzt, auch Belevedere genannt, ist seit Weihnachten 2014 „vorübergehend“ zugesperrt, und das in der schönsten Jahreszeit. Es droht angeblich die Gefahr, dass einzelne abrutschende Dachplatten Terrassenbesucher verletzen könnten. In der Vergangenheit wurden solche Probleme mit Hilfe einer Hebebühne erfolgreich beseitigt. Die zahlreichen Besucher des Domberg weichen nun über die Zu-und Abfahrt der Tiefgarage auf die darüber liegende Terrasse aus und sind hier mit dem Autoverkehr konfrontiert, was sicher gefährlicher ist, als auf dem Belvedere unter schattigen Kastanien zu sitzen. Zur Zeit wird zwar ein Gerüst aufgebaut; hoffentlich wird dann auch mit den Bauarbeiten begonnen.

Es sind Zweifel angebracht, wenn man das Beispiel des Barocksaals der Dombibliothek nimmt. Dieser wunderschöne Raum, der von vielen Freisingern und noch mehr Touristen besucht wurde, ist seit über 5 Jahren „vorübergehend“ wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen. Diese Arbeiten gibt es schon lange nicht mehr, es passiert einfach: Nichts! Der Begriff „vorübergehend“ ist sehr dehnbar, wie man sieht. „Zusperrren“, das scheint eine Lösung zu sein, die schnell und effektiv ist und dann kann man ja zu planen anfangen. Diese Vorgehensweise gibt Anlass zu Befürchtungen zu dem Ablauf des großen Umbaus des Bildungszentrums, das bekanntlich im Jahr 2017 ebenfalls zugesperrt wird, „vorübergehend“ natürlich. Ob dann wirklich einigermaßen zeitnah mit den Bauarbeiten begonnen wird, bleibt abzuwarten. Die bisherigen Erfahrungen lassen eher Schlimmes befürchten.

Die externe Firma, die mit der Durchführung der Arbeiten beauftragt ist (Projektsteuerung nennt man das), muss sich fragen lassen, ob sie um die große Bedeutung des Freisinger Dombergs Bescheid weiß, mit dem sie so selbstbewusst verfährt. Dieser Ort war schließlich seit fast 1300 Jahren das große geistliche Zentrum im südbayerischen Raum und ist es immer noch. An den Wochenenden der warmen Jahreszeit wird derDomberg von vielen Menschen aus ganz Bayern und darüber hinaus besucht, die diesen charismatischen Ort erleben wollen. Und da sperrt man einfach zu;manchmal für sehr lange Zeit. Hinzu kommt, dass die Gaststätte auf dem Domberg mittlerweilen auch zugesperrt hat, nur noch für gelegentliche Events wird sie geöffnet. Die vielen Touristen haben da nichts davon, hatten auch vorher wenig davon, da das Angebot nicht dem Interesse der meisten entsprach. So etwas wie eine Klosterwirtschaft mit bayerischer Küche wurde von den Freisingern und auch den Touristen erwartet.

Wenn das mit dem Zusperren so weitergeht, wird der Domberg veröden und das über Jahre hinweg. Die Freisinger sorgen sich um das Herz ihrer Stadt!

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2015.
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