Camerloher Gymnasium
Die Freisinger Schulen, Folge 7

Aus aktuellem Anlass wird in der Reihe über die Freisinger Schulen das Camerloher-Gymnasium als nicht städtische Schule vorgezogen. Am 16. April 2015 eröffnet der Erweiterungsbau mit Aula. Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick zum musischen Gymnasium bzw. dessen Vorläufern und einem Einblick in das Schulleben, gehe ich auf die Errichtungsphasen und den Umfang des Aulaneubaus ein.

Der Vorläufer des heutigen Camerloher-Gymnasiums war ein Seminar für Volksschullehrer, das am 13. Januar 1803 eingerichtet wurde. Zunächst in München eröffnet, zog die Schule aufgrund des Platzmangels nach der Erweiterung um die Ausbildungsfächer Gartenbau, Obstbaum und die Bienenzucht 1812/1813 nach Freising um. Das ausgewählte Gebäude, das ehemalige fürstbischöfliche Lyzeum (heutiges Asamgebäude), war jedoch wenig geeignet. Besonders für das mit dem Seminar verbundene Internat waren die zur Moosach hin gelegenen Räume zu dunkel und zu feucht. Nach einem knappen Vierteljahrhundert darf das Seminar glücklicherweise auf den Domberg umziehen. Im Jahr 1857 erhält das Seminar eine schon länger geplante Seminarschule. Dort können die Lehrer in Ausbildung Volksschüler unterrichten und so praktische Erfahrungen sammeln. Diese bei der Elternschaft angesehene Übungs-Volksschule gab es bis 1956. Die Schülerzahlen stiegen vor allem unter der Ära des renommierten Seminardirektors Dr. Michael Geistbeck, der die Schule um die Jahrhundertwende leitete, so stark, dass ein Neubau not tat. Mit der Fertigstellung des Neubaus 1902 erfolgte der Umzug – zunächst nur der Präparandenschule- in die Haydstraße (heutiges Polizeigebäude). 1911 wurden die Präparandenschulen in die Lehrerbildungsanstalten integriert. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 machte alle Bemühungen für den Gesamtneubau zunichte, was für gut ein halbes Jahrhundert so bleiben sollte. Neben den räumlichen Rahmenbedingungen gab es bei den Lehrinhalten eine Weiterentwicklung. So verlor etwa die Kirche schrittweise an Einfluss. Von der reinen Stoffvermittlung im 19. Jahrhundert stand allmählich immer mehr selbstständiges Anwenden und Weiterdenken des vermittelten Wissens im Vordergrund. Mit einer neuen Lehrordnung in 1912 wurde die Ausbildungszeit um ein Jahr verlängert und ab diesem Zeitpunkt stand auch die musische und deutschkundliche Ausrichtung der Lehrerbildungsanstalten im Mittelpunkt. Zunächst erhielten die Lehrer hauptsächlich eine kirchenmusikalische Ausbildung mit der Orgel als Hauptinstrument. Ein Dorfschullehrer zur damaligen Zeit sollte selbstredend kirchliche Zeremonien und Gottesdienste mit dem Instrument begleiten. Doch mit der Zeit spielte auch die musikalische Erziehung der Kinder eine wichtigere Rolle und die angehenden Lehrer erlernten weitere Instrumente. Der Musikunterricht wurde ein elementarer Bestandteil und hatte von Beginn an sogar mehr Unterrichtsstunden als das heutige Camerloher-Gymnasium. Die heutigen musischen Gymnasien in Bayern sind somit die wahren Nachfolger der früheren Lehrerbildungsanstalten, zumal wenn man betrachtet, welch untergeordnete Rolle der Musikunterricht in vielen Schulen heute hat. Die Nationalsozialisten wollten die Lehrerausbildung -auch für ihre Zwecke- beeinflussen und so fand eine Umstrukturierung der Ausbildung statt. Anstelle der dezentralen Lehrerbildungsanstalten sollten die Lehrer an drei pädagogischen Hochschulen in Pasing, Bayreuth und Würzburg ausgebildet werden. Die Freisinger Lehrerbildungsanstalt wurde daraufhin in eine höhere Schule (ab der 7. Jahrgangstufe bzw. ab 1938 ab der 6. Jahrgangsstufe) umgewandelt. Dieser Schultyp führte zur allgemeinen Hochschulreife und nannte sich Deutsche Aufbauschule, da er nach einem Großteil der Ausbildungszeit an der Volksschule aufbaute. Dieser Schultyp war besonders den Einflüssen der NS-Ideologie ausgesetzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Schule noch bis 1951 weitergeführt, bis der letzte Jahrgang sein Abitur abgelegt hatte. Bereits 1946 begann der Neuaufbau einer Lehrerbildungsanstalt in ihrer alten Form. Die heutige 1. Fremdsprache des Gymnasiums Latein wurde neben Englisch im Jahr 1947 eingeführt. Mit der Angleichung der Lerninhalte an andere höhere Lehranstalten entwickelte sich die Schule zu einer neuen Schulform: der Oberschule in Kurzform, die nach der 6. Klasse Volksschule begann. Nach sieben Schuljahren an der Schule konnte man die allgemeine Hochschulreife erreichen – nunmehr ohne eine Einschränkung auf die Lehrerausbildung. Als “Direktor einer Lehrerbildungsanstalt im Umbau, einer Oberschule im Aufbau und einer Aufbauschule im Abbau” hatte von 1945-1951 Dr. Wilhelm Müller die anspruchsvolle Leitungsfunktion inne. Der erste Abiturienten-Jahrgang verließ im Jahr 1953 die nun fertig aufgebaute Oberschule und man konnte sich im Anschluss zu dieser Zeit in einem zweijährigen pädagogischen Lehrgang zum Volksschullehrer ausbilden lassen. Mit einem Landtagsbeschluss im Jahr 1953 wurden die Oberschulen in Kurzform ab 1954 in “Deutsche Gymnasien” umgetauft.

Nach Abschluss des Schuljahres 1955/1956 endete die rund 150-jährige Geschichte der Lehrerbildungsanstalt in Freising. Zu diesem Zeitpunkt unterscheidet sich das Freisinger Deutsche Gymnasium nur noch in wenigen Punkten von den anderen Gymnasialtypen. Zum einen durch seine Kurzform (Beginn erst nach der 6. Volksschulklasse), durch ein angegliedertes Schülerheim, durch den Wegfall der dritten Fremdsprache und durch den Fokus auf die Fächer Musik, Deutsch und Kunsterziehung. Die drei Schwerpunkt-Fächer haben sich im Laufe der Zeit aus reinen Unterrichtsfächern auf weitere Bereiche ausgedehnt. Auf der musischen Ebene gibt es seit den Fünfzigerjahren zahlreiche Chöre und Orchester. Die Fächer Deutsch und Kunsterziehung wurden und werden in zahlreichen Theaterdarbietungen bis zum heutigen Tage lebendig. Unter dem Oberstudiendirektor Dr. Peter Schreiber rückte im Jahr 1962 endlich wieder der Wunsch nach einem Neubau in den Fokus. Zu dieser Zeit waren noch Teile der Schule auf dem Domberg (u.a. alle Fachräume), weit entfernt von den immer enger werdenden und sanierungsbedürftigen Räumlichkeiten in der Haydstraße. Im Mai 1967 konnte dann endlich mit dem Bau in der Wippenhauser Straße gestartet werden, mit dem es eigentlich bereits 1964 nach der Genehmigung der Mittel durch den Landtag losgehen sollte. Nicht nur eine Planänderung aufgrund der angespannten Haushaltslage des Freistaats sondern auch die notwendige Hochwasser-Freimachung des Bauplatzes bedingten diese Verzögerung. Im Jahr 1965 wurde die rein bayerische Sonderform ´Deutsche Gymnasien` in ´Musische Gymnasien` umbenannt. Dies verdeutlichte besser den Unterschied zu den anderen Gymnasien mit seinem Schwerpunkt Musikerziehung. Zur gleichen Zeit erteilte das Kultusministerium an die Schulen den Auftrag einer eigenen Namensfindung. Hier setzten sich die Musiklehrer mit ihrem Vorschlag durch. Das musische Gymnasium in Freising wurde nach dem Musiker und Theologen Placidus von Camerloher benannt, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte. Placidus von Camerloher wurde 1718 in Murnau geboren. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1744 wurde er von Fürstbischof Johann Theodor von Bayern noch im selben Jahr zum Kapellmeister am Hohen Dom und zum Direktor der Hofmusik ernannt. Er begleitete als Hofkapellmeister den Fürstbischof auf viele Reisen in Deutschland und sogar bis nach Paris. Anschließend diente er noch zwei weiteren Fürstbischöfen in seiner Funktion als Hofkapellmeister. Im Jahr 1782 verstarb er in Freising und wurde unter der Orgel in der St.-Andreas-Kirche auf dem Domberg begraben, wobei sein Grab nach der Zerstörung der Kirche 1803 verschollen bleibt. Als Erinnerung an den Namensgeber werden seine Stücke regelmäßig in verschiedenen Darbietungen aufgeführt. Der Einzug in den Neubau an der Wippenhauser Straße fand zum Schuljahresbeginn 1969/1970 statt. Außerdem wurde dem Gymnasium die bereits mehrmals abgelehnte Langform zugestanden, so dass die Schule nun ab der 5. Klasse begann. Mit Verzögerung konnten im Sommer 1970 die Turnhalle und im Herbst 1971 das Schülerwohnheim bezogen werden. Der Einzug in ein neues Schulhaus sowie die Möglichkeit nun bereits nach der vierten Klasse Volksschule überzutreten, führten zu einem rasanten Schüleranstieg. Besuchten zu Beginn des Schuljahres 1968/1969 noch 423 Schüler das Gymnasium, erreichte die Zahl 1976/1977 einen neuen Höhepunkt mit 943 Schülern. Ein besonderer Zuwachs war bei den Schülerinnen zu verzeichnen, so dass sich das Verhältnis bis heute stark zugunsten der Mädchen entwickelte. Zum Schuljahr 1971/1972 beteiligte sich das Camerloher-Gymnasium am “Versuch für die Gestaltung der gymnasialen Oberstufe als Kollegstufe”. Dies geschah auf Initiative des Studiendirektor Klaus Mandl, der auch der Initiator des Schulkabaretts war und dann der erste Leiter der Kollegstufe. Im Jahr 1980 wurde die 5-Tage-Woche eingeführt. Im Januar des Jahres 1980 gründete sich außerdem der Förderverein des Gymnasiums. Aus dem erst etwas sperrigen Namen “Verein der Freunde und Förderer des Camerloher-Gymnasiums” wurden später die “Camerloher e.V.”. Im Schuljahr 1983/1984 legte die letzte Kollegstufe der Kurzform ihr Abitur ab und im Sommer 1987 wurde das Schülerheim aufgelöst. Das Schülerheim war aufgrund immer geringerer Belegungszahlen nicht mehr rentabel. Alle Bemühungen zur Belebung wie etwa die Öffnung für Mädchen ab dem Schuljahr 1975/1976 oder eine Öffnung als Tagesheim mit Hausaufgabenbetreuung brachten keinen Erfolg. Am 01. Januar 1988 ging zusammen mit der Schließung des Schülerheims die Sachaufwandsträgerschaft vom Freistaat Bayern an den Landkreis Freising über. Vier Tage lang war das Camerloher-Gymnasium im März 1997 die Austragungsstätte des Landeswettbewerbs “Jugend musiziert” und die Gastgeberschüler konnten beim Heimspiel zweimal einen ersten Preis abräumen, was bereits in der Vergangenheit Schülern des Gymnasiums bei diesem Wettbewerb gelungen war. Anfang der 90er Jahre unter dem Schulleiter Walter Dietz erfreute sich das Schultheaterspiel wieder zunehmender Beliebtheit. Gleich mehrere Fachschaften und entsprechend viele Schüler beteiligten sich ab 1992/1993 daran und führten viele bekannte Theaterstücke und Musicals auf. Im Herbst 1996 eröffnete das schuleigene Café Camerloher. Zu zahlreichen Veranstaltungen wird es seit der Eröffnung genutzt und durch eine Arbeitsgruppe der SMV bewirtschaftet. Ab dem Jahr 2003 bis 2012 leitete Oberstudiendirektorin Ulrika Duetsch mit viel Liebe und Engagement für den besonderen „Camerloher-Geist“ das Gymnasium. Mit Beginn der 1990er Jahre spitzte sich jedoch aufgrund weiterhin hoher Schülerzahlen die Raumnot weiter zu. Doch bevor der Landkreis in genauere Planungen zum Um- und Ausbau gehen konnte, musste er noch das Schülerwohnheim (besser bekannt unter dem Namen Pensi) vom Staat erwerben, der sich einen hohen Kaufpreis vorstellte. Nach längeren Verhandlungen ging der Verkauf jedoch im März 2004 über die Bühne.

Bevor ich auf die jüngste Geschichte in Form des kurz vor der Eröffnung stehenden Bauabschnitts eingehe, folgt nun erst mal ein Überblick zum aktuellen Schulleben.

Derzeit besuchen rund 930 Schülerinnen und Schüler in 27 Klassen von der 5. bis zur 10. Jahrgangsstufe sowie in den Oberstufenklassen der 11. und 12. Jahrgangsstufe das Camerloher-Gymnasium. Das Lehrerkollegium besteht aus 125 Lehrerinnen und Lehrern. Diese hohe Zahl hat ihre Begründung darin, dass viele Musiklehrer benötigt werden und einige Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Fächern Musik, Kunst und Deutsch. Insgesamt drei Wochenstunden sind der Musik gewidmet, davon zwei für Theorie und Gesang im Klassenverband und eine Stunde in einer Kleingruppe von zwei Schülern mit einem Lehrer für den Instrumentalunterricht. Das Fach Kunst ist von der 5. bis zur 10. Jahrgangsstufe durchgehend mit zwei Stunden angesetzt. Seit 2012 leitet die Oberstudiendirektorin Andrea Bliese die Schule. Zuvor war sie stellvertretende Schulleiterin am Gymnasium in Neubiberg und davor Mitarbeiterin im Direktorat eines sprachlich-musischen Gymnasiums und Internats. Die Liebe zur Musik gehört für Andrea Bliese einfach dazu. Sie spielt selber Geige und Klavier und singt. Am Camerloher-Gymnasium wurde eine erweiterte Schulleitung bestehend aus der Rektorin Andrea Bliese, dem stellvertretenden Schulleiter Peter Spanrad, den beiden Mitgliedern im Direktorat Jochen Meyer und Albert Kirmeyer und sechs weiteren Mitgliedern aus der Lehrerschaft installiert. Die Unterstufe (5.-8- Klasse) erhält ergänzend zum normalen Unterricht einen fach- und lehrerbezogenen Intensivierungsunterricht, der jedoch zum Pflichtunterricht zählt. In der Mittelstufe (9. und 10. Klasse) findet eine individuelle Förderung in einem Modulmodell beispielsweise am Nachmittag, am Wochenende oder auch in den Ferien statt. Im schuleigenen Projekt “takeoff” können interessierte Schüler bereits im dritten Jahr in Folge eigene Projekte planen und durchführen. Unterstützt werden sie dabei von einem Lehrer, der die Ideen vorstellt, den Prozess moderiert und beratend begleitet. In nahezu jeder Jahrgangsstufe unternehmen die Klassen Bildungsreisen. Nicht nur hier lernen die Schüler benachbarte Kulturen kennen, sondern auch wenn Gastschüler aus verschiedenen Ländern wochenweise oder bis zu einem Jahr an der Schule sind. Gut etabliert hat sich der AK FairTrade und als eine von wenigen Schulen wurde das Camerloher-Gymnasium im Sommer 2013 zur Fairtrade-School ernannt. Auf Produkte aus fairem Handel wird daher beim Catering für Veranstaltungen und beim Pausenverkauf zurückgegriffen. Die Stadt Freising ist ebenfalls seit dem Jahr 2011 zertifizierte Fairtrade-Stadt und muss nun schrittweise das Angebot an fairen Produkten in der Stadt fördern und steigern. Das Schulkabarett “Camerett” wurde bereits 1965/1966 ins Leben gerufen. Es ist das zweitälteste Schulkabarett in ganz Deutschland. Nicht nur die Texte sind jedes Jahr selbstgeschrieben, sondern auch die Musikstücke sind Eigenkompositionen oder zu mindestens arrangiert. Im Sommer 2014 amüsierte sich mit vielen anderen Besuchern der inzwischen 92-jährige Gründer des Schulkabarett Klaus Mandl über das Camerett “Neu gebaulat & fast fairputzt”. In diesem Jahr feiert das Camerett dann sein 50-Jähriges Jubiläum.

Derzeit gibt es an der Schule noch keine Ganztagesbetreuung, dies ist für die Zukunft jedoch angedacht. Einer Initiative des Elternbeirats ist es zu verdanken, dass es seit 2009 eine Hausaufgabenbetreuung (HAB) gibt. Die damalige Vorsitzende Luise Eidel gründete die HAB. Bis 2011 lief die Hausaufgabenbetreuung unter der Trägerschaft des Fördervereins Camerloher e.V., seit der Gründung eines eigenen Elternbeiratsvereins 2011 hat dieser die Trägerschaft übernommen. Diese Nachmittagsgruppen sind aktuell noch in Containern untergebracht, ziehen jedoch mit der Fertigstellung des letzten Bauabschnittes der neuen Aula ebenfalls in die neuen Räume der Mittagsbetreuung um. Die Betreuung erfolgt in kleinen Gruppen von maximal 9 Schülern aus den Jahrgangsstufen 5., 6. und 7. durch Studenten oder Oberstufenschüler. Diese zeichnen sich durch entsprechende Sprach- und Fachkenntnisse bestens aus. Für die Eltern ist das Angebot kostenpflichtig, wobei es nur um die Deckung der anfallenden Kosten geht. Derzeit wird die HAB von einer Lehramtsanwärterin sowie einer Kindergruppenleiterin geleitet. Durchschnittlich 30 Schülerinnen und Schüler nutzen das Angebot ein bis dreimal wöchentlich. Ab dem Schuljahr 2015/2016 übernimmt die Schule die Ganztagsbetreuung selber. Ein wichtiges Wirkungsfeld des Elternbeirats Camerloher Gymnasium Freising e.V. ist die Bereitstellung finanzieller Mittel aus den Elternspenden für Schulprojekte, wichtige Anschaffungen für Bibliothek, Orchester, Wahlkurse, Sonderveranstaltungen und vor allem für Klassenfahrten. Die Bezuschussung durch das Kultusministerium ist hier leider rückläufig ist, die Klassenfahrten sind jedoch ein wichtiger Bestandteil des schulischen Lebens unter anderem zur Stärkung der Klassengemeinschaft, Kennenlernen anderer Kulturen und Sprachen. Zum einen erfolgt die Förderung zum Beispiel durch Übernahme von Buskosten, zum anderen wird Kindern aus finanziell schwächer gestellten Familien die Teilnahme an der Fahrt ermöglicht. Desweiteren unterstützt der Elternbeirat regelmäßig die Suchtprävention durch die Power Peers. Die Power Peers sind speziell ausgebildete Schüler der Mittelstufe die zur Aufklärung über Suchtgefahren in die Klassen gehen und für die Mitschüler Ansprechpartner auf diesem Bereich sind. In der 10. Jahrgangsstufe findet das Projekt “Fit for the final” zur Vorbereitung auf die Oberstufe statt. Unterschiedliche Kompetenzen wie Lerntechniken, Präsentationstechniken oder auch fachbezogene Inhalte werden hierbei vermittelt. Betreut wird das Projekt durch die Beratungslehrerin zusammen mit der Lehrerschaft und dem Elternbeirat. Der Elternbeirat betreibt neben den schon aufgezählten Aktivitäten und einigen weiteren Engagements einen Vertrieb von Camerloher Fan Artikeln. Die erzielten Gewinne kommen der Schule zugunsten, so können aus diesen Erlösen aktuell beispielsweise ergänzende Sportgeräte  aus dem Bereich der Trendsportarten für die neue Turnhalle beschafft werden. Inhaltlich beschäftigen sich die Mitglieder des Elternbeirats derzeit mit der Schulentwicklung und der sogenannten „Erziehungspartnerschaft“. Dieser Bereich wird intensiv durch die Arbeitsgruppen in der Lehrerschaft und eine Arbeitsgruppe  des Elternbeirats erarbeitet. Im Schuljahr 2014/2015 können sich die Schüler freiwillig in rund 40 Wahlunterrichtsfächern nach den eigenen Vorlieben engagieren. Das breite Angebot an Wahlfächern wird sehr stark nachgefragt, so dass einige Schüler mehr als ein freiwilliges Fach belegen. Nicht nur 18 verschiedene Chöre und Orchestergruppen, sondern auch Kurse wie Elektronik, Legoroboter, Keramik, Jazztanz oder Bühnentechnik/Kulisse stehen hierbei zur Auswahl. Ein genauerer Blick auf das vielfältige Angebot an Orchestern und Chören lohnt sich natürlich bei einem musischen Gymnasium. Aufgrund der rahmensprengenden Anzahl gehe ich jedoch nur beispielhaft auf einzelne Ensembles ein. Das vierte Jahr in Folge wurde das NewCamer-Orchester mit den jüngsten Schülern der Unterstufe gebildet. Das Jugendsinfonieorchester der Mittelstufe blickt bereits auf eine Vergangenheit von einem Vierteljahrhundert zurück. Und in das Große Orchester werden dann die orchestererfahrenen Schülerinnen und Schüler ab der 9.Jahrgangstufe aufgenommen, was sich in der großartigen Professionalität bei den Auftritten wiederspiegelt. Die Sängerinnen und Sänger der Schule bilden den Jugendchor und den Oberstufenchor. Eine Besonderheit sind die jährlichen Chor- und Orchesterwochen, bei denen alle Chöre und Ensembles in Landschulheimen sich in täglich vielen Stunden besonders intensiver Proben auf Konzerte und Aufführungen vorbereiten. Noch gut in Erinnerung ist das Großprojekt “Die Piraten von Penzance” im vergangenen Schuljahr 2013/2014. Im kommenden Juli kündigt sich wieder ein großes Highlight mit einer Open-Air-Aufführung von Carl Orff´s Carmina Burana im Innenhof des Freisinger Doms an. Unter der Leitung von Gunther Brennich (Chor) und Sebastian Brand (Orchester) wirken rund 600 Schülerinnen und Schüler sowie Angehörige an diesem dreitägigen Großspektakel mit. Die Stadt Freising unterstützt das Projekt bereits mit Mitteln aus dem Kulturetat, aber über weitere Sponsoren freut sich das engagierte Team natürlich. Ein breites Repertoire von Stücken aus dem Swing, Boogie, Cha-Cha, Rock, Latin oder Rock hat die Big Band zu bieten. Dies war wie gesagt nur ein kleiner Auszug zur geballten Musiker-Riege, die am Camerloher-Gymnasium zusammen kommt.

Nach diesem Überblick zum breiten Angebot am Camerloher-Gymnasium geht es jetzt wieder mit der jüngsten Baugeschichte weiter. Der kurz vor seiner Eröffnung stehende Neubau ist der dritte Abschnitt eines Gesamterweiterungskonzepts des Landkreises Freising aus dem Jahr 2001. Zunächst wurde 2004/2005 ein Erweiterungsbau für zusätzliche Klassen erstellt (1. Bauabschnitt). Der Spartenstich erfolgte am 27. Juli 2004. Erstellt wurden dann 24 neue Klassenzimmer, 6 Ausweich- bzw. Kursräume, zwei Werkräume und verschiedene Lager- und Nebenräume in drei miteinander verbundenen Trakten, die vom Haupthaus durch einen Übergang verbunden sind. Die Gesamtkosten betrugen ungefähr 4 Mio. €, wovon der Freistaat Bayern ca. 1,74 Mio. € zuschoss. Dann stand die Sanierung des Hauptgebäudes und des Sporthallengebäudes in 2006/2007 (2. Bauabschnitt) an. Die Maßnahmen umfassten vor allem die Umgestaltung und Erneuerung der naturwissenschaftlichen Räume (Physik, Chemie, Biologie) und des Verwaltungsbereichs im Haupthaus. Die Gesamtkosten der Umbauten einschließlich Ausstattung und der Verbesserung des Brandschutzes beliefen sich auf rund 1,75 Mio. €. Die staatliche Zuwendung betrug 235.000 €. Im Oktober 2008 fasste der Kreistag den Grundsatzbeschluss zur Durchführung des 3. Bauabschnitts. Mit dem neuen Gebäudetrakt stehen der Schule nun eine großzügige Aula samt Bühne und Nebenräumen mit modernster Veranstaltungstechnik für die Durchführung von Musik-, Theater- und sonstigen Veranstaltungen, eine Einfachsporthalle, weitere Zimmer zum Musizieren, eine Bibliothek sowie Räume und Einrichtungen für die Ganztagsbetreuung (mit Speisesaal und Küche) zur Verfügung stehen. Im Untergeschoss befinden sich Technik-, Lager- und Nebenräume sowie ein Fahrradkeller. Die Erweiterung, die in der Zuständigkeit des Kommunalen Hochbaus durchgeführt wurde umfasst eine Bruttogeschossfläche von rund 5.474m². Für diesen letzten Bauabschnitt investierte der Landkreis Freising 16,65 Mio. €. Der Freistaat Bayern bezuschusste die Umsetzung mit rund 3 Mio. €. Zur Wettbewerbsauslobung im Jahr 2009 besuchten noch rund 1.100 Schüler das Gymnasium, da es zum laufenden Schuljahr nur ca. 930 Schülerinnen und Schüler sind, ist das Schulgebäude mit der Erweiterung trotz des breiten Unterrichtsangebots auf jeden Fall für einige Zeit räumlich ausreichend. Der Nürnberger Architekt Professor Michael Stößlein mit seinem Büro stm°architeken gewann zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Edgar Tautorat den Realisierungswettbewerb. Da das Gelände ansteigend verläuft, ist das Gebäude im dem Hauptgebäude zugewandten Bereich dreigeschossig, im nördlichen Bereich nur zweigeschossig. Im Süden zum Pausenhof hin lässt sich die Fassade öffnen, so dass bei gutem Wetter ein fließender Übergang der Pausenhalle zum offenen Innenhof hin entsteht. Wie im früher an dieser Stelle stehenden Pensi gibt es einen Pausenverkauf im Erdgeschoss. Die 400m² große Einfachturnhalle ist nordwestlich gelegen im Erdgeschoss und wird durch einen Geräteraum sowie einen Konditionsraum ergänzt. Im westlichen Bereich des ersten Obergeschoss befinden sich die Räumlichkeiten für die Mittagsbetreuung mit einer vorgelagerten Terrasse. Östlich gelegen ist die Bibliothek mit einer Leseterrasse. Die Musikübungsräume befinden sich im zweiten Obergeschoss. Im Gebäude befindet sich ein großer Aufzug, der die Barrierefreiheit des Gebäudes gewährleistet, aber auch das Transportieren von größeren Gegenständen wie Klavierflügeln ermöglicht. Dies ist für die hoffentlich allzeit gut besuchten Veranstaltungen im neuen, modernen Saal nötig. Im teilunterkellerten Untergeschoss finden sich neben den notwendigen Lager- und Nebenräumen auch ein Fahrradkeller, der mit einer Rampe von der Straße zugänglich ist. Das neue Parkdeck stockt die bisher vorhandenen 26 Parkplätze sowie 3 neuen Parklätze auf dem Bestandsparkplatz um ganze 49 neue Stellplätze auf. Unter den neu geschaffenen Parkplätzen sind auch zwei Behindertenparkplätze gekennzeichnet. Zusammen mit einem weiteren Parkplatz mit 21 Stellplätzen (davon ein Behindertenparkplatz) an der Ostseite des Hauptgebäudes, können die geforderten 99 Stellplätze nachgewiesen werden. Sogar etwas übererfüllt wird die Forderung nach 330 Fahrradstellplätzen. Davon sind 149 Stellplätze im neuen Fahrradkeller eingeplant. Mit dem Abschluss dieses Bauabschnitts geht ein wichtiger Um- und Ausbau in der Geschichte des Camerloher-Gymnasiums zu Ende und so bleibt nur noch den zukünftigen Nutzern alles Gute zu wünschen. Auf dass sich alle im Neubau wohl fühlen und das Lernen an diesem vielfältigen, musischen Gymnasium weiterhin allen Beteiligten Freude bereitet und möglichst reibungslos gelingt.

Für ausführlichere Informationen zur Schulgeschichte empfehle ich die Publikation “Höhere Schulen und Universitäten in der Domstadt Freising”. (Herausgegeben vom Bezirksverband Oberbayern des Bayerischen Philologenverbands im Jahr 2001). Darin hat sich Horst Franke der Geschichte des Camerloher-Gymnasium gewidmet.

Interessante Berichte und Informationen zum aktuellen Schulleben finden sich auf der Schulhomepage www.camerloher-gymnasium.de. 

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom April 2015.
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