Markige Mundpropaganda
Abseits-Chor singt gegen Abriss an

Sie singen sich die Seele aus dem Leib bei den Proben. Nicht ohne Grund, geht es doch um den Erhalt ihrer Stammkneipe. Das Abseits ist Kult. Darin ist man sich beim eigens zum Erhalt des Neustifter Szenelokals gegründeten Abseitschor einig. Wenn es nach den gut dreißig Sängerinnen und Sängern geht, die Chorleiterin Julia Schröter um sich versammelt hat, dann darf das Abseits auf keinen Fall von der Bildfläche verschwinden. Hintergrund: Die Kulturkneipe soll zum Jahresende ihre Pforten schließen. Dem historischen Gebäude, einem der letzten seiner Art in ganz Neustift, droht die Abrissbirne. Graf Guy von Moy und seine Immobilienfirma „Dach und Fach“ haben andere Pläne damit. Stichwort „Wohnungsbau“. Dagegen formiert sich jetzt kunstvoller Widerstand. Auf Initiative des preisgekrönten Musikers und Kabarettisten Norbert Bürger hat sich ein stimmgewaltiges Ensemble zusammengefunden. Als Hallo-Wach-Nummer dient „Don’t stop me now“ von Queen. Ein Lied wie gemacht dafür, ein bisschen auf die Barrikaden zu gehen. Noch dazu hat Julia Schröter dem Freddie-Mercury-Stück ein ebenso knackiges, wie einprägsames Arrangements verpasst. Die etwa zweistündigen Proben, bis dato vier Stück an der Zahl, verliefen jedenfalls vielversprechend. Der gemischte Chor kann sich hören lassen. Man ging hoch konzentriert zu Werke. Der erste Auftritt steht nämlich schon. Er soll am Vatertag auf dem Uferlos-Festival im Kaffeehauszelt stattfinden. Der genaue Zeitpunkt ist noch unklar. Chorleiterin Julia Schröter geht von „irgendwann am Nachmittag, so um 15 Uhr“ aus. Sie verweist auf „Mundpropaganda“. Im übrigen ist  Schröter der Meinung, „dass das Projekt unglaublich verbindend wirkt“. Es werde immer darüber geredet. Der Gesamtstimmung im Abseits tue das unheimlich gut. Sie spricht von einem „Rettungsprojekt“. Weitere Auftritte und Stücke seien in Planung. Bei der Erweiterung des Repertoires schweben der Ensemble-Leiterin Arrangements von Songs verschiedener Freisinger Bands vor.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom April 2015.
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