Nach dem Hochwasser: Sofortmaßnahmen umgesetzt, nachhaltige Konzepte angestoßen

Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller: Es war ein außergewöhnliches Hochwasserereignis, das Freising Anfang Juni 2013 nach starken Regenfällen vor ganz erhebliche Probleme gestellt hat: Nicht die Isar, sondern die ansonsten eher beschauliche Moosach samt der zahlreichen zuführenden Gräben sorgte für teils erhebliche Überschwemmungen – Ausnahmezustand im Stadtquartier rund um Garten- und Fabrikstraße. Statt der üblichen drei Kubikmeter Wasser pro Sekunde vermeldete das Wasserwirtschaftsamt damals 27 Kubikmeter Wasser pro Sekunde; das sind 27 000 Liter, eine Menge, die nicht durch das Bachbett abfließen konnte und die im Normalfall die Isar führt.

Die Einsatzkräfte von Freiwilliger Feuerwehr und dem THW-Ortsverband Freising, unterstützt von Polizei und BRK, haben durch ihr couragiertes Handeln das Schlimmste verhindert – für alle, die von den überraschenden Wassermassen betroffen waren, war das Juni-Hochwasser freilich eine persönliche Katastrophe mit Folgen, die zum Teil bis heute nicht ausgestanden sind. Garantieren, dass Freising in Zukunft von derartigen Ausnahmesituationen verschont bleibt, kann niemand. Stadt Freising und Wasserwirtschaftsamt München arbeiten aber an Konzepten, die dauerhaft den bestmöglichen Schutz vor einer völlig überlasteten Moosach bieten wollen. Gemeinsam mit den Fachkräften der Hilfsdienste haben die Behörden unmittelbar nach der Hochwasserlage in mehreren Ortsterminen und intensiven Besprechungen Konsequenzen aus den Erfahrungen vom Juni 2013 gezogen und mittlerweile eine Reihe von Verbesserungen im lokalen Hochwasserschutz erreicht.

Sofortmaßnahmen

Unter dem Eindruck der Begehungen und im engen Austausch mit den Rettungs- und Hilfsdiensten haben Stadt Freising und Wasserwirtschaftsamt München bereits Maßnahmen umgesetzt:
Das Moosach-Ufer im Bereich der Einmündung Galgenbach wurde vom Wasserwirtschaftsamt angehoben, um die Gefahr des Überlaufens in diesem Bereich zu minimieren.
Das Einlaufgitter des Schleiferbachs in Höhe Gartenstraße ist so umgebaut, dass es auch im Hochwasserfall problemlos geöffnet werden kann.
Auch das Einlaufgitter am Wippenhauser Graben (Lange Point) sowie ein Gitter am Thalhauser Graben (nahe des Kreuzungsbereiches Vöttinger und Thalhauser Straße) wurden verbessert. Der Thalhauser Graben selbst wurde im weiteren Verlauf bis zur Karlwirtkreuzung unmittelbar nach dem Hochwasser aufwändig von angeschwemmtem Material befreit, um einen ungehinderten Wasserabfluss zu gewährleisten.

In Arbeit: Nachhaltige Konzepte zum Hochwasserschutz

Für die Erneuerung der Wehranlage beim Veitsmüllerweg (Stadtmoosach/Wörthmoosach) laufen beim Wasserwirtschaftsamt bereits die Planungen.
Das Wasserwirtschaftsamt erarbeitet zudem eine Studie zum Hochwasserschutz für die Moosach im Stadtgebiet, die Basis sein wird für ein dezidiertes Hochwasserschutzkonzept. Die Stadt hat im Haushaltsplan für das laufende Jahr 100 000 Euro für die Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen in der Binnenentwässerung im Stadtgebiet vorgesehen (siehe „Integrale Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept an Gewässern III. Ordnung“, Seite 22): Dabei werden u.a. intensiv Thalhauser und Wippenhauser Graben begutachtet, aber auch der Graben, der von Itzling über Tüntenhausen und Altenhausen nach Marzling läuft. Gesonderte Haushaltsansätze gibt es überdies für die Bereiche Sünzhausen (2014: 350 000 €; 2014 bis 2017 insgesamt ca. 5,8 Mio. €) und Tuching (2014: 40 000 € Planungsmittel).
Wichtig zu wissen: Für Lerchenfeld oder auch im Bereich der Gartenstraße / Frühlingstraße ist das integrale Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept nicht anwendbar, da dies ausdrücklich nur bei Oberflächengewässern III. Ordnung, jedoch nicht auf Grund von hohem Grundwasserstand greift. Die Stadt überplant aber bereits den Durchlass vom Bereich Krautgarten zum Schleiferbach mit dem Ziel, eine Verrohrung mit größerer Dimension herzustellen.

Kein Kavaliersdelikt: Bauliche Veränderungen und „Grüngut im Graben“

Insbesondere im Bereich Schleiferbach und Galgenbach haben sich Einengungen des Querschnitts durch Mauern oder Überbauungen durch Terrassen gezeigt. Diese Einbauten werden dokumentiert, ihre Auswirkungen beurteilt und die Genehmigungen überprüft. Aus der Erhebung leiten sich die Empfehlungen zum weiteren Vorgehen ab. Klar ist: Auch noch so selten für den Wasserablauf genutzte Flutgräben dürfen niemals baulich verengt werden – das Hochwasserereignis 2013 hat es bewiesen. Auch die Entsorgung von Grüngut oder gar Müll in Gewässern oder Gräben wie dem überwiegend trockenen Galgen- oder Schleiferbach ist kein Kavaliersdelikt. Die Gräben werden zwar regelmäßig kontrolliert und ggf. gereinigt. Wenn aber Schnittgut und sonstige Abfälle zeitnah gar nicht bemerkt werden können, führt dies im Notfall zu einer Verminderung des Wasserabflusses und somit zu Aufstauungen!

Private Vorsorge: An Elementarversicherung denken

Auch wenn Stadtverwaltung und Fachbehörden mit vereinten Kräften laufend an Verbesserungen arbeiten, um Hochwasserfolgen zu minimieren: Hochwasserlagen – der Juni 2013 hat’s gezeigt – können überraschend zu bislang nicht bekannten Problemen führen. Mögliche Gebäudeschäden durch Hochwasser sind auch in Zukunft keineswegs auszuschließen. Beim Kommunalforum der Sparkasse Freising hat die Versicherungskammer Bayern nach ihrem Zonierungssystem für die Elementarversicherung die Freisinger Haushalte als grundsätzlich versicherbar eingestuft – eine Kontaktaufnahme mit seiner Versicherung zur möglichen Optimierung des persönlichen Schutzes empfiehlt sich also in jedem Fall.

„Bürgertelefon“: Allgemeine Informationen bei lokalen Schadensereignissen

Mit einem Bürgertelefon will die Stadtverwaltung der Bevölkerung bei künftigen größeren Schadensereignissen noch stärker zur Seite stehen als Anlaufstelle, die Fragen direkt oder nach Abklärung mit Rückruf beantwortet. Achtung: Dieses Bürgertelefon ersetzt nicht den direkten Kontakt mit Rettungs- und Hilfsdiensten und wird nur bei unverhofften lokalen Ereignissen, die den Einzelnen zunächst überfordern, freigeschaltet und mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung besetzt. In der Zeit des Notfalles arbeitet dieses Team unmittelbar mit dem Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung und dem Presseamt zusammen. Ständig aktualisierte Informationen zur allgemeinen Entwicklung der Problemsituation, selbstverständlich auch zu Straßen- und Stadtbusverkehr, werden wie gewohnt auf der Internet-Startseite www.freising.de eingestellt. Dieses Bürgertelefon, Tel. 54-4 44 44, wird nur bei außergewöhnlichen Schadensereignissen besetzt und entlastet dann zielgerichtet die Telefonzentrale der Stadtverwaltung, Tel. 54-0, die Bürgerinnen und Bürgern zu den üblichen Dienstzeiten bei Anfragen an die Verwaltung weiterhilft.

Bei möglichen Hochwasserlagen bieten die Internetseiten von Fachbehörden über Wasserstände frühzeitig Orientierung, u.a. der Hochwasserinformationsdienst www.hnd.bayern.de oder der Niedrigwasserinformationsdienst www.nid.bayern.de (Entwicklung der Grundwasserstände!).

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom März 2014.
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