Der „U-Sammler“ hat sich bewährt
Ein kleines Lob erinnert an die große Geschichte der modernen Freisinger Stadtentwässerung

Früher hat die Vorhersage starker Regenfälle Joseph Geißdörfer aus Neustift in Alarmbereitschaft versetzt – die Straßengullys konnten massive Niederschläge oftmals nicht fassen, zahlreiche Keller standen mit trauriger Regelmäßigkeit unter Wasser. Dann kam der Umgehungssammler, den die Freisinger Haus- und Grundstückseigentümer durch Ergänzungsbeiträge mitfinanziert haben und der seit dem Frühjahr 1998 auch große Niederschlagsmengen zuverlässig der Kläranlage zuführt. „Immer, wenn ich sehe, wie sehr andere Kommunen mit den Wassermassen kämpfen, bin ich froh, dass wir den Umgehungssammler haben!“, sagt der pensionierte Polizeibeamte. Den städtischen Eigenbetrieb Stadtentwässerung freut’s, denn die Kanalisation erfährt bis heute größte Aufmerksamkeit, auch wenn’s im Alltag natürlich nicht auffällt.

Das Freisinger Abwasser wird durch ein 170 Kilometer langes Kanalsystem geleitet – angeschlossen sind nicht nur die Haushalte der über 46 000 Einwohner samt den Freisinger Firmen und Untenehmen. Auch die Nachbargemeinde Marzling schickt ihr Wasser durchs Freisinger Kanalsystem.
Das Abwasser wird im Misch- und Trennsystem entsorgt. Im Stadtgebiet nördlich der Isar fließen das Schmutzwasser aus den Häusern und das Regenwasser zusammen in die Leitungen. Südlich der Isar funktioniert die Entsorgung dagegen im Trennsystem: Das Schmutzwasser läuft in den Kanal, das Regenwasser versickert auf den Grundstücken.

Über viele Jahrzehnte hinweg wurde ein leistungsfähiges Leitungsnetz aufgebaut, das mit der Fertigstellung des fast 40 Millionen Euro teuren Umgehungssammlers im Frühjahr 1998 seine Abrundung erfahren hat: 4,1 Kilometer lang ist allein dieser Stauraumkanal, der in einer Tiefe zwischen sechs und zehn Meter verläuft. Durch 1158 Rohre mit einem Durchmesser zwischen 1,6 und 2,2 Metern fließen pro Sekunde bis zu 630 Liter Wasser aus den Mischwasserkanälen in das Klärwerk. Der Sammelkanal hat die Aufgabe, verschmutztes Abwasser vorübergehend zu speichern und dosiert der Kläranlage zuzuführen.

Die Stadt Freising hat sich dieses zukunftsorientierte Kanalnetz etwas kosten lassen: In den vergangenen 20 Jahren wurden für Sanierung, Optimierung, inklusive Umgehungssammler, weit über 60 Millionen Euro investiert. „170 Kilometer Kanalnetz in Schuss zu halten, das ist schon eine Herausforderung“, sagt Franz Piller, Leiter des Eigenbetriebs Stadtentwässerung und verweist auf die laufende Kontrolle der Leitungen u.a. mittels Kamera-Befahrung und Dichtheitsprüfung. Die Rohre müssen dicht sein, damit kein verschmutztes Abwasser in das Grundwasser gelangt und umgekehrt kein Grundwasser zusätzlich in die Kanalisation sickert. Werden Schäden oder Störungen festgestellt, muss die Leitung umgehend fachgerecht saniert werden.

Die noch so sorgfältige Beobachtung und Abdichtung des öffentlichen Kanalnetzes hilft freilich nicht, wenn Abwasserleitungen auf privaten Grundstücken leck sind. Der Grundeigentümer ist gesetzlich dazu verpflichtet, derartige Pannen auszuschließen und deshalb im Turnus von zehn Jahren seine Privatleitung einem Check zu unterziehen. Die Stadtentwässerung Freising bietet den Bürgern hier einen besonderen Service: Wenn die Stadt ihr Leitungsnetz von Fachleuten inspizieren lässt, können sich die Grundeigentümer „dranhängen“. Piller: „Das spart Kosten und persönlichen Aufwand.“

Die Anerkennung aus Neustift freut die Verwaltung: „Wir verstehen uns als Service-Unternehmen und bauen auf Bürgernähe und Transparenz. Buchstäblich ,zu sehen’ gibt’s bei uns aber praktisch nichts – dass unsere Arbeit aber sehr wohl wahrgenommen und geschätzt wird, das ist ein wertvolles Lob für die ganze Mannschaft!“, sagt Piller. OB Dieter Thalhammer geht noch einen Schritt weiter: „Als es an die Ergänzungsbeiträge ging, haben wir beim Umgehungssammler viel Kritik erfahren. Dass die Investitionen erforderlich, gut und richtig waren, dass Freising mit dem Ausbau der Kanalisation Zukunftssicherung par excellence betrieben hat, das stärkt hoffentlich nachhaltig das Vertrauen in die Arbeit von Stadtrat und Verwaltung!“

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom November 2011.
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