2012 das Jahr der Entscheidungen
Worauf sich Freising freuen kann und wovor es sich fürchten muss

2012 wird eines der wichtigsten Jahre in der ruhmreichen Historie Freisings. Es stehen Entscheidungen an und es könnten Weichen gestellt werden, die die nächsten Jahrzehnte wesentlich beeinflussen werden. Und es wird auf jeden Fall spannend. Denn: Vieles ist noch nicht entschieden. Quo vadis, Freising?
Man muss kein Prophet sein. Die ersten Wochen und Monate werden von einem Thema geprägt sein: die anstehende OB-Wahl am 11. März. Und mit ziemlicher Sicherheit dürfen die Freisinger zwei Wochen später, also am 25. März, gleich nochmal zu den Wahlurnen pilgern, wenn die Stichwahl ansteht. Denn bekanntlich bewerben sich sieben Kandidaten um die Nachfolge von Oberbürgermeister Dieter Thalhammer (SPD), der nach 18 Jahren aus dem Amt scheidet. Genauer: scheiden muss. Rudolf Schwaiger geht für die CSU ins Rennen, Eva Bönig will den Chefsessel im Rathaus für die SPD verteidigen, Sebastian Habermeyer will erste „grüner“ OB in Bayern werden, Benno Zierer tritt für die Freien Wähler an, Helmut Praller sammelt als Ödp’ler Stimmen, Daniel Wilke hält das Fähnchen der Linken hoch und Tobias Eschenbacher steigt für die neu gegründete Freisinger Mitte in den Ring. Alle sieben Kandidaten sind sich einig: Einen Favoriten gibt es nicht, eine Stichwahl ist so gut wie sicher. Nach all dem, was sich bis jetzt schon bei Kandidaten-Aufstellungen und Diskussionen gezeigt hat, wird der Wahlkampf eines ganz sicher nicht: langweilig.

Sieben OB-Kandidaten und über 46 000 Freisinger werden im kommenden Jahr aber auch immer zumindest mit einem Auge nach München blicken: Dort dürften zentrale Beschlüsse gefasst und Urteile gefällt werden, die über die Zukunft der altehrwürdigen Bischofs- und Domstadt entscheiden. Es geht um die geplante dritte Start- und Landebahn am Flughafen München vor den Toren Freisings. Zum einen wird es spannend sein, wann das von den Münchner Grünen und einem Bündnis gegen die dritte Bahn initiierte Bürgerbegehren die notwendigen 34 000 Unterschriften zusammenbekommt, wann es dann zu einem möglichen Bürgerentscheid in der Landeshauptstadt kommt und wie dann die Münchner über das Schicksal der Region Freising und Erding votieren. Zum anderen wird man in Freising mit bangen Blicken in die Ludwigstraße schauen: Dort sitzt der Bayerische Verwaltungsgerichtshof. Und der wird zunächst darüber entscheiden, ob der mit dem positiven Planfeststellungsbeschluss automatisch mitgelieferte sofortige Baubeginn für die Runway ausgehebelt wird. Und dann werden die Richter im Hauptsacheverfahren urteilen, ob – und wenn ja, wie – die Startbahn gebaut werden darf. Ob diese Entscheidung allerdings noch 2012 fällt – darüber streiten sich die Gelehrten.

Und noch aus einem anderen Grund wird man mit Spannung nach München blicken: Von dort nämlich werden demnächst die endgültigen Zusagen über die Höhe der Zuschüsse für die geplante Westtangente in Freising erwartet. Und das ist nach allem, was man bisher hört, der wohl entscheidende Faktor, ob das derzeit auf 76,6 Millionen Euro geschätzte Mammutprojekt endgültig und unwiderruflich auf den Weg gebracht werden kann. Wo man freilich schlussendlich mit den Kosten landet, müssen die dann folgende Detailplanung und die Kostenentwicklung für das Vorhaben zeigen, das mit einer Bauzeit von vier Jahren angesetzt ist.

Andere große Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen hat die Stadt nicht selber im Griff, man muss wieder auf München warten: Da ist zum einen die B 301-Nordostumfahrung, zum anderen die Neufahrner Gegenkurve. Beide Projekte sind allerdings mit größter Wahrscheinlichkeit ein Fall frühestens für eine Jahresvorschau 2013.

Anders sieht es in Sachen Eishalle aus: Im Stadtrat ist man fast schon wild entschlossen, in 2012 die Eisfläche zu überdachen. Nach dem Schock der Kostensteigerung auf fast sechs Millionen Euro wird man sich demnächst mit einigen anderen Vorschlägen beschäftigen, die – so zumindest heißt es – den Deckel bei vier Millionen Euro draufmachen. Und sollte eine dieser Planungen realisiert werden, so soll das mittels eines Nachtragshaushalts noch bis zum Beginn der kommenden Eislaufsaison geschehen.
Und noch eine Halle – nämlich die über diverse Schwimmbecken – wird im Jahr 2012 zu diskutieren sein. Mit dem Bau des lang ersehnten Hallenbads werden die Stadtwerke zwar noch nicht anfangen, aber zumindest sollte doch in den kommenden zwölf Monaten endlich die leidige Standortfrage entschieden und dann in die Planungen eingestiegen werden.
Losgehen wird es mit Sicherheit im „Stein- Park“ – so der kürzlich beschlossene Name für das Areal der ehemaligen General-von- Stein-Kaserne: Die erste Wohnbebauung könnte in die Höhe wachsen, der Nahversorger im Westen des Geländes an der B 301 wird den Spatenstich vollziehen.

Es wird ein spannendes Jahr

Auf solche Spatenstiche für größere Maßnahmen im Rahmen der Innenstadtkonzeption wird man 2012 allerdings noch warten müssen: Moosach-Öffnung, niveaugleicher Ausbau der Hauptstraße, Parkhaus im Westen – alles noch Zukunftsmusik. Aber zumindest haben die Politiker ihre Bereitschaft bekundet, erste, nicht ganz so kostspielige Projekte der insgesamt 23 Maßnahmen der Innenstadtkonzeption anzupacken: Die Verbesserung und der Umbau der Eingangssituationen zur Altstadt, vielleicht sogar ein neues Beleuchtungskonzept werden da genannt. Und weil eben nicht alles auf einmal geht, wird auch der Startschuss für die dringend notwendige Sanierung des Asamkomplexes (geschätzte Kosten bis zu 40 Millionen Euro) im kommenden Jahr mit Sicherheit nicht fallen.
Fazit: Es wird ein spannendes Jahr 2012 – sicherlich mit Anlässen zum Feiern, wahrscheinlich auch mit Gründen, enttäuscht zu sein. Und vor Überraschungen ist man in Freising ja sowieso nie gefeit.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2012.
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