Gegen den Stillstand der Kunst
Eine Initiative der Freisinger Bank und Uferlos

Das kulturelle Leben steht still, Konzerthäuser, Theater, Galerien, Festivals und Clubs sind geschlossen. Viele Menschen sitzen zu Hause und schauen in die Bildschirme – je nach Tageszeit im Wechsel zwischen Handy, Laptop und Fernseher. Oder sie gehen spazieren und merken, dass es in und um Freising auch ganz schön ist… war es das? Kann das alles sein? Genau hier will Kickstart Kultur Freising ansetzen. Das ist eine Initiative der Freisinger Bank eG und der Uferlos Kultur und Veranstaltungs GmbH, die Künstlerinnen und Künstler aus dem Freisinger Einzugsgebiet unterstützt. Dazu wurde von der Freisinger Bank eine Fördersumme von 15.000 Euro bereitgestellt, mit der mindestens zehn verschiedene künstlerische Projekte gefördert werden. Die maximale Förderung je Projekt beträgt 1.500 Euro. Auf der eigens geschaffenen Webseite kickstart-kultur-freising.de können sich ab sofort Künstler*innen mit ihren Ideen und Projekten bewerben. Die Initiatoren hoffen auf eine rege Teilnahme und vielseitige Vorschläge aus allen künstlerischen Feldern: Theater, Film, Fotografie, Musik, Tanz, Artistik, Literatur, Bildhauerei, Malerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie, Kunsthandwerk usw. – bewerben kann sich jede/r, egal ob Profi oder Amateur. Aus allen Einsendungen werden in der ersten Runde mindestens fünf vielversprechende Projekt ausgewählt. Das Ergebnis wird drei Monate später der Öffentlichkeit präsentiert, sei es in Form einer Ausstellung, eines Konzerts, einer Lesung oder online – je nach Projekt und aktueller Pandemie-Situation. Ab Mitte Juni kann man sich für die zweite Runde bewerben. Infos zur Initiative gibt es unter: www.kickstart-kultur-freising.de Das Interview zum Kickstart Der FINK hat sich mit Andrea Stommel, Vorstandsreferentin der Freisinger Bank sowie Vipo Maat und Thomas Sedlmeier vom Uferlos getroffen. Der Kulturbetrieb steht nun seit einem Jahr mehr oder weniger still. Sie möchten mit Ihrer Initiative Kickstart Kultur ein Zeichen setzen. Wie kam es zu dieser Idee? Andrea Stommel: Uns war es wichtig zu zeigen: Kunst ist wichtig für die Gesellschaft. Kunst- und Kulturförderung ist uns eine Herzensangelegenheit. Das haben wir in den letzten Jahren schon mit unserem Engagement für Kunst und Kultur bewiesen. Wir haben intern überlegt, was sich in dieser schwierigen Zeit gut umsetzen lässt und wie wir Kunstschaffende unterstützen können. Die Uferlos Kultur und Veranstaltungs Gmbh als langjährigen Partner mit ins Boot zu holen, schien da nur nahe liegend. Vipo Maat: Kreativität lässt sich auch von einer Pandemie nicht aufhalten. Obwohl wir selbst als Firma schwer getroffen sind – unser Uferlos Festival fällt wohl zum 2. Mal aus – möchten wir mit dieser Initiative ein Zeichen setzen, dass sich Kunst und Kreativität nicht stoppen lassen. Wir haben schon 2020 nach alternativen Veranstaltungsformen gesucht und mit dem Sommerwunder im Amtsgerichtsgarten gemeinsam mit der Stadt Freising auch eine Lösung gefunden. Aktuell gibt es aber leider keine wirtschaftlich tragfähigen Möglichkeiten. Somit waren wir begeistert von der Anfrage der Freisinger Bank, eine Initiative zur Kulturförderung ins Leben zu rufen. Uns gefiel die Idee des Projektes: möglichst offen, mit möglichst wenig Einschränkungen und unbürokratisch Künstler*innen und ihre Projekte zu unterstützen. Wir sind gespannt, was sich aus dieser Initiative ergeben wird. Wie nehmen Sie persönlich und als Unternehmen die Pandemie-Situation wahr, welche Dinge vermissen Sie besonders? Andrea Stommel: Nähe. Wir vermissen die Nähe zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch die Nähe zu unseren Kundinnen und Kunden. Es fehlen die spontanen und auch die geplanten Zusammenkünfte, wie z. B. Weihnachtsfeier, Betriebsausflug oder auch nur das wöchentliche gemeinsame Feierabendgetränk. Im B2B-Kontakt vermissen wir die verschiedenen Kundenveranstaltungen und auch hier die regelmäßigen, intensiven geplanten und spontanen Termine. Aber tatsächlich gibt es – wie man in Bayern so schön sagt – nichts Schlechtes, das nicht auch etwas Gutes hat. Corona hat uns insgesamt etwas beweglicher gemacht. Einen besonderen Mehrwert bietet das mobile Arbeiten, welches ein Großteil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit der Pandemie verstärkt nutzen kann. Thomas Sedlmeier: Nach anfänglichen großen Sorgen haben wir die bewusste Entscheidung getroffen, die Entschleunigung positiv anzunehmen und wieder Zeit für Ideen und Freude an vielen kleinen Dingen zu haben. Die finanziellen Hilfen kamen nach langem Warten an. Unser kleines Unternehmen wird wirtschaftlich gesehen durch die Krise kommen, die Kurzarbeit macht das möglich. Jetzt, nach einem Jahr Pause scharren wir aber mit den Hufen, die Ungeduld wächst! Wir sorgen uns, dass die Menschen vergessen, wie sich Festival und Feiern anfühlt, und hoffen sehr, dass unsere Sponsoren und auch unser großes Team nach so langer Zeit wieder Lust und Zeit hat, uns beim nächsten Uferlos Festival zu unterstützen. Wir vermissen besonders den ungezwungenen und spontanen Kontakt und Austausch mit Menschen, auch privat, sich einfach zufällig auf ein Bier oder bei einem Konzert zu treffen. Was erhoffen Sie sich von Ihrer Initiative, welche Projekte wollen Sie fördern? Vipo Maat: Wir haben bewusst möglichst wenige inhaltliche Einschränkungen getroffen und hoffen, dass wir das kreative Potenzial des Landkreises einfangen können. Wichtig: Man muss sich mit einem neuen Projekt bewerben. Das Förderprojekt darf noch nicht veröffentlicht sein, aber die Arbeit daran darf schon begonnen haben. Wir prüfen nicht die Bedürftigkeit der Künstler*innen, einfach, weil wir dazu nicht in der Lage sind und weil uns diese Beurteilung auch nicht zusteht. Wir haben keine Möglichkeit, die großen finanziellen Nöte und Sorgen vieler selbständiger Künstler zu bekämpfen. Wir machen bewusst keine Trennung zwischen Profis und Amateuren und auch nicht zwischen Einzelpersonen, Vereinen und Gruppen. Allerdings werden nicht nur Unkosten erstattet, sondern auch die Leistung des Künstlers darf angemessen bei der Bewerbung berücksichtigt werden. Was planen Sie neben der finanziellen Unterstützung? Wie werden die Projekte präsentiert? Andrea Stommel: Wir möchten den kompletten Schaffensprozess in der Presse und auf Social Media (Facebook, Instagram) begleiten – durch Bilder, Videos und in textlicher Form. Nach drei Monaten möchten wir das fertige Projekt öffentlich präsentieren – individuell abgestimmt je nach Projekt und aktueller Lage, z. B. mit einem Konzert auf der Terrasse der Freisinger Bank oder einem beliebigen anderen Ort in Freising, mit einer Aufführung, Ausstellung oder Filmvorführung, online im Stream oder vor Publikum. Wir wollen die Projekte medial begleiten und der Öffentlichkeit präsentieren. Sehen Sie eine Konkurrenz zu anderen Förderungen oder dem Kulturfonds der Stadt Freising? Vipo Maat: Ganz und gar nicht, aktuell kann man nicht genug fördern und unterstützen. Von unserer Seite ist eine Doppelförderung nicht ausgeschlossen. Was wünschen Sie sich von den Freisingern in Bezug auf Kunst und Kultur? Vipo Maat: Wir wünschen uns Freisinger, die offen sind für Neues und die Veränderung auch als Chance begreifen; die lokale Künstler unterstützen und ihren Werdegang aktiv verfolgen, und nicht immer darauf warten, dass ihnen Kunst fertig kuratiert auf dem Silbertablett präsentiert wird. Und letztlich wünschen wir uns Freisinger, die selbst aktiv und künstlerisch tätig werden.
weitere Artikel zu diesem Thema: