Die Freisinger Klima-Offensive
Resümee nach einem Jahr

Anfang 2020 hat der Freisinger Stadtrat in einer Sondersitzung die „Freisinger Resolution zum Klimawandel“ beschlossen. Darin erkennt die Stadt Freising „den globalen Klimanotstand“ an und erachtet „die Eindämmung des menschengemachten Klimawandels und dessen schwerwiegenden Folgen auch als eine kommunalpolitische Aufgabe von größter Dringlichkeit“. Die Stadt verpflichtet sich damit zum aktiven Klimaschutz als zentrale Leitlinie für das Handeln von Politik und Verwaltung. Zur Umsetzung dieser Ziele wurde mit der Freisinger Klima-Offensive ein Maßnahmenbündel mit 24 konkreten Punkten verabschiedet. An deren Umsetzung sowie weiteren Klimaschutzprojekten wird intensiv gearbeitet. Wir

Vorsorge: Startschuss Klimaanpassungskonzept

Phänomene, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest in Teilen auf den Klimawandel zurückgeführt werden können, häufen sich. Auch unmittelbar in unserer Region macht sich der Klimawandel in Form von Trockenperioden oder Starkregenereignissen zunehmend bemerkbar. Neben der Vermeidung von CO2-Emissionen ist es daher wesentlich, sich mit den Risiken und einer erfolgreichen Anpassung an die veränderten Bedingungen auseinandersetzen.

Die Stadt Freising hat daher ein Klimaanpassungskonzept in Auftrag gegeben, um die bestehenden Klimaanpassungsmaßnahmen besser zu bündeln und weitere wichtige Maßnahmen zur Klimaanpassung zu identifizieren. Ziel ist es, beispielsweise stadtplanerische Strategien für das Wärmemanagement zu entwickeln, so durch das Anlegen von Grünzonen, Frischluftkorridoren, begrünten Dächern oder Wasserflächen. Dazu gehört auch, Bauvorschriften zu verbessern und solche Einrichtungen beständiger gegen die zunehmende Hitze zu machen, die insbesondere von den schwächsten Bevölkerungsgruppen genutzt werden (Schulen, Altenheime und Krankenhäuser). Das Projekt wird zu einem Fördersatz von 60 Prozent mit maximal 60.000 Euro vom Freistaat Bayern gefördert und soll Mitte 2022 abgeschlossen sein.

Vorbild: Städtische Liegenschaften

Die Stadt Freising geht bei den Energiestandards vorbildlich voran. Eigene Neubaumaßnahmen müssen in Bezug auf die Gebäudehülle mindestens dem Energieeeffizienz-Standard eines sogenannten „KfW 55 Hauses“ entsprechen. Für die Wärmeversorgung müssen regenerative Energien zum Einsatz kommen oder das Gebäude an die Nah- oder Fernwärme angeschlossen werden. Die Dachflächen sind mit Fotovoltaikanlagen auszustatten. Das Hochbauamt der Stadt setzt diese Vorgaben bei Neuplanungen konsequent um, so bei der Erweiterung und Sanierung der Grundschulen Vötting und St. Lantbert in Lerchenfeld, der Kindertagesstätten in der Angerstraße und in Lerchenfeld (Ecke Jagd-/Moosstraße). Auch bei umfassenden Sanierungen werden diese Richtlinien nach Möglichkeit berücksichtigt.

Das geförderte Wohnprojekt in der Katharina-Mair-Straße erhält durch eine Kooperation mit der Bürger Energie Genossenschaft Freising eine Fotovoltaikanlage, die als Mieterstrom-Projekt umgesetzt wird. Um den Energieverbrauch – vor allem der kommunalen Bestandsgebäude – langfristig exakt in den Blick nehmen zu können, hat die Stadt im Stellenplan 2021 eine Stelle für kommunales Energiemanagement im Hochbauamt geschaffen.

Vorfahrt: Fuß-, Radverkehr und ÖPNV stärken

Mit der Fachkraft für Mobilitätsmanagement hat die Umsetzung des städtischen Mobilitätskonzeptes weiter an Fahrt aufgenommen. Zwar gilt es in Sachen Verkehrswende noch einen weiten Weg zu gehen, doch es konnten im Jahr 2020 nicht nur umfassende Planungen, sondern im Bereich Radverkehr auch erste sichtbare Maßnahmen umgesetzt werden: Grünpfeile für den Radverkehr, Einrichtung von Fahrradstraßen und -zonen, die streckenweise Aufhebung der Radwege-Benutzungspflicht, Einrichtung einer Baustellenumfahrung der Innenstadt für den Radverkehr über die Kammergasse, Entfernung von nicht sicherheitsrelevanten Pollern auf Rad- und Fußwegen bzw. Vergrößerung des Abstands von Umlaufsperren zur besseren Befahrbarkeit (auch mit Lastenrädern), Beschilderung von für Radfahrende durchlässige Sackgassen und die Errichtung einer Doppelstockpark-Anlage am Freisinger Bahnhof mit 847 Stellplätzen. Diese Maßnahmen sowie die zahlreichen anstehenden Pläne hat die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen Bayern e.V. (AGFK) dazu bewegt, der Stadt Freising zu bescheinigen, dass sie in Sachen Fahrradfreundlichkeit auf einem guten Weg ist, und ihr die Auszeichnung als „fahrradfreundliche Kommune“ zu verleihen. 2021 wird im Stadtgebiet zudem ein Verleihsystem für Lastenräder eingerichtet. Dafür konnte eine Förderung des Freistaats Bayern in Höhe von 80 Prozent gewonnen werden.

Vorgabe: Klimaschutz in der Bauleitplanung

Wie bei den eigenen Liegenschaften macht die Stadt auch für private Baumaßnahmen Vorgaben für die energetische Qualität der Gebäudehülle und für die Energieversorgung. Beispiel: das neue Wohnquartier an der Angerstraße: Die Gebäude werden im Energiestandard KfW 55 errichtet und erhalten zur Wärmeversorgung ein eigenes, effizientes Wärmenetz. Auf den Dächern wird eine Fotovoltaikanlage im Mieterstrom-Modell realisiert, sodass der Strom direkt den Bewohner*innen zugutekommt. Weiterhin soll an der Oberen Pfalzgrafstraße/ Am Stengerbach über einen städtebaulichen Wettbewerb sichergestellt werden, dass eine ökologische, klimaneutrale und familiengerechte Modellsiedlung entsteht: Vorhandene Naturflächen sowie wertvoller Baumbestand sind zu schützen und als nutzbare Grünflächen zu entwickeln, zudem werden Luftschneisen berücksichtigt. Mit diesem Fokus auf eine „Klimaanpassung im Wohnungsbau“ wird das Projekt vom Freistaat Bayern gefördert.

Versorgen: nachhaltig, zukunftsfähig, kommunal

Das städtische Wärmenetz soll nachhaltig und zukunftsfähig werden – langfristig beliefert mit regenerativ und regional erzeugter Energie. Dazu müssen die bestehenden Netzelemente analysiert und Potenziale für die Einspeisung erneuerbarer Energien identifiziert werden. In welcher Form, bis wann und mit welchen Maßnahmen eine regenerative netzgebundene Wärmeversorgung ermöglicht werden kann, soll eine aktuell laufende Studie in enger Abstimmung mit allen Netz- und Anlagenbetreibern aufzeigen. Die Ergebnisse dieser Studie, die der Freistaat Bayern mit 70 Prozent unterstützt, werden voraussichtlich Mitte 2021 vorliegen. Um weiterhin den Anteil der regenerativen Energien im Strombereich zu erhöhen, hat die Stadt Freising eine entsprechende Fläche entlang der Bahnlinie erworben. Hier ist eine Fotovoltaik-Freiflächenanlage vorgesehen. Aktuell werden Gespräche geführt, um die Umsetzbarkeit abzuklären und eine entsprechende Bauleitplanung in die Wege zu leiten.

Weiter geht’s: Der Klimawandel macht keine Pause 

Die Umsetzung zahlreicher Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen konnte bereits in Angriff genommen werden – trotz personeller Engpässe und der das Jahr prägenden Corona-Krise. Gleichwohl gilt es, das Engagement mit Tempo zu forcieren, da der Klimawandel unaufhörlich voranschreitet. 2020 war das wärmste Jahr in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Allein in Freising ist der weltweite Klimawandel zwar nicht aufzuhalten, aber auf lokaler Ebene kann ein Beitrag geleistet werden: Politik, Verwaltung und jede/r Einzelne sind hier gefragt.

Das Corona-Virus konfrontiert uns aktuell mit einer für unsere Gesellschaft akuten und durch die Krankheits- und Todesfälle sichtbaren Bedrohung. Ein schleichender, für uns nicht direkt greifbarer Prozess wie der Klimawandel tritt damit nachvollziehbarer weise erst einmal in den Hintergrund. Umso wichtiger ist es, dass wir uns aktiv und ganz bewusst immer wieder mit dem Thema auseinandersetzen.

Online nachlesen 

Alle Details zur „Freisinger Resolution zum Klimawandel“ sowie die beschlossenen Maßnahmen der Freisinger Klima-Offensive können im Internetauftritt der Stadt unter https://klimaschutz.freising.de nachgelesen und heruntergeladen werden.

(Text und Foto: Stadt Freising)

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom März 2021.
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