Tobias Eschenbacher (FSM) darf weiter Oberbürgermeister sein
Der Alte ist der Neue

Er erhielt am Wahlsonntag ein mehr als positives Feedback für die letzten acht Jahre: Mit 65,5 Prozent der Stimmen startet Tobias Eschenbacher von der Freisinger Mitte ohne Umwege – also ohne Stichwahl – durch in die nächste Amtszeit. Seine sechs Mitbewerber ließ er somit weit hinter sich. Der FINK hat sich mit dem neuen alten Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Freising unterhalten.

Das Wahlergebnis war eine Glanzleistung. Haben Sie damit gerechnet, dass sie ohne Umwege in die nächste Amtsperiode starten können?

Tobias Eschenbacher: Ehrlich gesagt bin ich von diesem klaren Ergebnis sehr überrascht gewesen. Ich hatte auf eine knappe Mehrheit gehofft, aber auch mit einer Stichwahl gerechnet. Dass es am Ende so deutlich ausgegangen ist, freut mich natürlich sehr und gibt nicht nur mir, sondern dem ganzen Stadtratsgremium starken Rückenwind, da wir ja auch in den letzten 6 Jahren sehr team-orientiert gearbeitet haben. Insofern sehe ich dieses starke Ergebnis als Bestätigung für meine Amtsführung, aber auch für die Arbeit des ganzen Stadtrats.

Wie haben Sie den Wahlkampf empfunden?

Der Wahlkampf war in meiner Wahrnehmung sehr fair und sachorientiert. Bei den Themen liegen die Parteien ja nicht weit auseinander. Ich bin aber auch froh darüber, dass sich die Kollegialität, die ich in den letzten 6 Jahren im Stadtrat erleben durfte, im Wahlkampf fortgesetzt hat. Das ist eine hervorragende Ausgangssituation für den Start in die neue Amtszeit, weil wir mit eben dieser Kollegialität fortfahren können.

Am ersten Mai beginnt Ihre zweite Legislaturperiode. Wie unterscheidet sich der erste Tag als neuer alter Bürgermeister von ihrem allerersten Tag im Rathaus-Chefsessel vor acht Jahren?

Vor acht Jahren bin ich an den ersten Tagen zuerst in alle Abteilungen gegangen, um zu erfahren, wer für was zuständig ist, und somit, für was ich alles verantwortlich bin. Auch, wenn ich es damals schon aus meiner Stadtratsarbeit ungefähr erahnen konnte, war doch vieles neu. Jetzt weiß ich deutlich mehr und kenne meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser und weiß auch, dass ich mit einem engagierten Team in der Verwaltung weiterarbeiten darf. Geändert hat sich allerdings auch, dass ich während einer massiven Krise, deren weitere Auswirkungen man sich vermutlich noch nicht einmal vorstellen kann, weiter arbeiten werde. Nicht zuletzt deshalb bin ich froh, dass ich weiß, dass ich mich auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen kann.

Ihr Gegenkandidat Richard Paukner hat Sie am Wahlabend schwer gelobt. Freut Sie das?

Da ich schon ein grundsätzliches Problem mit den Ansichten der AfD habe, vor allem auch mit einigen Aussagen von oberen Repräsentanten der Partei, bin ich froh, dass ich auf diese Zustimmung nicht angewiesen bin.

Wie werden Sie mit AfD-Anträgen im Stadtrat umgehen?

Grundsätzlich werden Anträge aus allen Fraktionen so behandelt, wie es der Stadtrat sich in der Geschäftsordnung vorbehält. Hier kann es keine Unterschiede geben. Wie sie letztendlich diskutiert und abgestimmt werden, wird sich im neuen Stadtrat zeigen.

Wie sieht es mit den zweiten und den dritten Bürgermeister aus? Werden da schon Namen gehandelt?

Dazu kann ich keine Aussage treffen, da alle Posten im Stadtrat gewählt oder beschlossen werden. Mir war und ist es allerdings wichtig, bei der Zusammensetzung auf eine größtmögliche Zustimmung aufzubauen. Da lässt sich natürlich eine Gewichtung nach den Mehrheitsverhältnissen ablesen.

Viele Projekte, mit denen man als Oberbürgermeister betraut ist, erstrecken sich über mehrere Amtsperioden. Gibt es ein Projekt, auf dessen Fertigstellung Sie sich besonders freuen?

Grundsätzlich sind die letzten 8 Jahre ja von einer Vielzahl von Projekten begleitet worden. Besonders der Innenstadtausbau war und ist hier sicher im besonderen Maße prägend. Aber aufgrund der aktuellen Situation wird vermutlich in naher Zukunft einiges nochmal neu zu bewerten sein, da die Krise sicherlich großen Einfluss auf die Wirtschaft haben wird. Da müssen wir auch als Kommune unsere Unterstützung leisten.

Das Corona-Virus liegt wie ein grauer Schleier über ganz Deutschland. Wie wollen Sie in Freising mit der aktuellen Lage umgehen?

Wichtig ist es meines Erachtens, nicht panisch, aber wachsam zu bleiben. Die Bayerische Staatsregierung macht hier sehr klare Vorgaben und da werden wir als Kommune unsere Aufgaben in diesem Zusammenspiel erfüllen. Ich glaube, da ist es jetzt besonders wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet, der in seiner Macht liegt.

Als Oberbürgermeister trägt man viel Verantwortung. Welche Charaktereigenschaften halten Sie in Ihrem Amt für besonders wichtig?

In den letzten Jahren ist es mir (fast) immer gelungen, Diskussionen nicht persönlich zu nehmen und auch bei emotionaleren Auseinandersetzungen sachlich zu bleiben. Ich denke, dass dies eine recht gute Eigenschaft ist und vermutlich auch einen Beitrag zu diesem Ergebnis gleistet hat. (PF)

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom April 2020.
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