Die Mischung macht`s
Odilo Zapf leitet die Musikschule und tritt als Posaunist auf

Als Odilo Zapf vor einem halben Jahr zum neuen Leiter der Musikschule der Stadt Freising gekürt wurde, musste er kein Neuland betreten, schließlich war er dort bereits seit 14 Jahren als Lehrer für tiefes Blech ein fester Bestandteil des Kollegiums und obendrein schon seit zehn Jahren stellvertretender Schulleiter. Trotz all der organisatorischen Aufgaben ist er nach wie vor als Pädagoge aktiv und tritt obendrein mit verschiedensten Formationen als Posaunist auf. So ist er unter der Woche mit seinen Aufgaben in der Musikschule voll ausgelastet, während er am Wochenende meist als Musiker, der mit viel Herzblut zur Sache geht, durch die Lande tourt. Obwohl der gebürtige Freisinger in all diesen Funktionen permanent im Rampenlicht steht, drängt er sich keineswegs in den Vordergrund. Vielmehr
versteht er sich selbst als Dienstleister, dessen Hauptaugenmerk dem Wohlergehen und der Entwicklung seiner Schüler gilt. Wir trafen uns mit ihm, um herauszufinden, wie er all das unter einen Hut bekommt.

Herr Zapf, wie kamen Sie eigentlich zur Musik und wie hat Ihr Werdegang begonnen?
Meine Mutter gehörte zu der Elterninitiative, die 1972 die Musikschule Freising gegründet hat, damals war ich noch gar nicht geboren. Sie nahm mich schon als Baby mit dorthin, wenn sie meine älteren Geschwister zum Unterricht begleitete. So kam ich schon sehr früh mit Musik in Berührung. Als Fünfjähriger erhielt ich dann selbst dort Blockflötenunterricht, später übte ich mich am Klavier und am Tenorhorn, bis ich mich mit zwölf erstmals an die Posaune wagte. Zur Abrundung nahm ich dann noch Stunden am Kontrabass. Weil mich vor allem der weiche Klang der Posaune begeisterte nahm ich ab 1988 Privatunterricht bei verschiedenen Lehrern, wofür ich nahezu täglich nach der Schule nach München fuhr. Zudem belegte ich am Camerloher Gymnasium den Musik- Odilo Zapf leitet die Musikschule und tritt als Posaunist auf Die Mischung macht’s leistungskurs, den es ja am Dom Gymnasium, wo ich eigentlich zur Schule ging, nicht gab.

Damit war der Grundstein für Ihre Karriere gelegt, wie ging es denn dann weiter?
Bereits mit 16 war ich als Mitglied in verschiedenen Münchner Jugend- und Laienorchestern aktiv, mit 17 dann auch im Bayerischen Landesjugendorchester, mit dem wir große klassische Literatur intonierten. Das war das durchschlagende Erlebnis für meine Entscheidung, Musiker werden zu wollen. Also bewarb ich mich an den Hochschulen für Musik in München und Würzburg, bestand beide Aufnahmeprüfungen und entschied mich für Würzburg, weil ich die Gelegenheit, mal weg zu kommen, nutzen wollte. So studierte ich ab 1994 Posaune im Orchesterfach, weil mir das gemeinsame Musizieren besonders am Herzen liegt, die Pädagogik war damals nur ein Nebenaspekt, und schloss 2003 mit dem Konzertdiplom ab.

Parallel zu Ihrer Ausbildung machten Sie schon früh als Musiker in diversen Genres auf sich aufmerksam, was bis heute anhält. In welchen Bereichen haben Sie sich denn im Lauf der Jahre engagiert?
Zum einen gab es da kammermusikalische Projekte, wie die mit dem Ottoni-Quartett, das sich auf klassische Kammermusik konzentrierte, oder jenes mit den Brass-Brothers, die als Quintett gleichermaßen Klassik und Jazz im Repertoire hatten. Während meiner Würzburger Zeit engagierte ich mich zudem als Mitglied des Meininger Posaunenquartetts und bereits seit 1994 gehöre ich der Bavarian Chamber Brass an. Wir treten meistens zu zehnt, seltener nur zu fünft an, um alle möglichen Stilrichtungen von der Klassik über die Bayerische Volksmusik bis hin zu moderner Unterhaltungsmusik ertönen zu lassen. Neben reinen Konzertauftritten werden wir auch immer wieder als Umrahmung für Veranstaltungen gebucht, wie etwa damals in die Bayerische Staatskanzlei. Parallel war ich auch immer in verschiedenen Orchestern aktiv, wie etwa als Substitut, also als Gastmusiker, bei den Münchner Symphonikern, dem Münchner Rundfunkorchester, im Staatstheater am Gärtnerplatz, im Münchner Kammerorchester, an der Deutschen Kammerphilharmonie in Bremen, an der Bayerischen Kammerphilharmonie, bei den Nürnberger Symphonikern oder im ensemble kontraste Nürnberg. Zudem durfte ich an der Rheinischen Philharmonie in Koblenz, an der Württembergischen Philharmonie in Reutlingen, bei der Staatskapelle Meiningen und bei der Niederbayerischen Philharmonie Passau weitere Erfahrungen sammeln. Zu meiner großen Freude holte mich Enouch zu Guttenberg im Jahr 2002 in seine KlangVerwaltung, für die er je nach Auftritt 25 bis 180 Musiker zusammenbrachte. Neben Auftritten in Deutschland gingen wir alle zwei Jahre auf größere Tourneen, die uns quer durch Europa, nach Süd- und Nordamerika, nach China, Hongkong und Korea führten. Zu Guttenberg hat sich mit den Stücken aus dem durchweg klassischen Repertoire so stark identifiziert, dass er sehr emotional zu Werke ging. Besonders liebte er die Orato-rien und Kantaten von Bach. Schade, dass dieser großherzige Mensch nicht mehr unter uns weilt. Zudem bin ich seit 2008 als Bühnenmusiker an der Bayerischen Staatsoper in München engagiert. Als solcher bin ich nicht im Orchestergraben platziert, sondern mit auf der Bühne und so hatte ich kürzlich das große Vergnügen, gemeinsam mit Anna Netrebko in der Rolle der Turandot auf der Bühne zu stehen. Darüber hinaus bin ich auch in diversen Projekten mit verschiedenen Formationen im Volksmusik- und Crossover-Bereich tätig, wie etwa in der hiesigen Gruppierung Stefan Pellmaier und Band. Wir verbinden die bayerische Musiktradition mit Swing und Latin Jazz und würzen das Ganze mit kubanischen Rhythmen.

Nun sind Sie aber eben nicht nur als Posaunist unterwegs, sondern auch als Lehrer und Schulleiter in Amt und Würden. Was ist Ihnen bei diesen Aufgaben besonders wichtig?
Als Pädagoge befinde ich mich in einer hervorragenden Position, erstmal bin ich eine Respektsperson und im Idealfall auch eine Vertrauensperson. Als solche will ich in meinen Schülern die Liebe zur Musik wecken, ihnen zeigen, wieviel Spaß es macht, selbst zu musizieren und dabei auch deren Emotionen wecken. Mittlerweile gehört das Unterrichten so zu meinem Leben, dass ich es nicht mehr missen möchte, denn es ist immer wieder bereichernd, die Entwicklung der Schüler miterleben zu dürfen. Als Schulleiter liegt mir besonders viel an der guten Laune innerhalb des Teams, hierarchische Strukturen lehne ich ab, ich betrachte mich lediglich als denjenigen, der den Überblick hat. Natürlich bin ich auch mit organisatorischen Aufgaben beschäftigt, was mir aber durchaus liegt. Ich hab schon immer gern die verschiedensten Dinge zu Wege gebracht, wie etwa Konzerte mit und für Schüler. In Summe kommen da im Lauf eines Jahres an der Musikschule an die 200 Veranstaltungen zusammen. Allein mit der Freisinger Stadtkapelle stemmen wir um die 50 Auftritte pro Jahr. Dazu kommen noch die Konzerte des Freisinger Symphonieorchesters, in dem die guten Schüler gemeinsam mit Lehrern und Eltern zusammen musizieren. Das nächste Konzert findet übrigens am 14. März 2020 um 19.30 Uhr in der Luitpoldhalle statt, mit einem gezielt zusammengestellten Programm anlässlich des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven. Neben dem 5. Klavierkonzert von Beethoven werden wir spezielle Kompositionen von Martin Keeser für Geige und Cello sowie von Enjott Schneider ‚Raptus‘ nach Beethoven zum Klingen bringen.

Was Sie so alles anpacken und bewegen, ist eine ganze Menge, gibt es da definitive Prioritäten?
Für mich sind die Aufgaben als Lehrer, Schulleiter und Musiker gleichwertig. Ich wollte nie nur eine Sache machen, vielmehr ergeben sich zwischen den unterschiedlichen Bereichen immer wieder neue Synergien. Ich mag die Abwechslung, genaudie macht die Arbeit und das Leben spannend.

Die Mischung macht’s.

(Foto: Moritz Warsberg)

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom März 2020.
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