Ambitioniertes Multitalent
Die "Jungunternehmerin des Jahres" Elisabeth Meir

Dafür, dass sie gerade Mal 31 Lenze zählt, hat Elisabeth Meir eine beachtliche Vita und enorm vielseitige Fachkenntnisse vorzuweisen. Darüber hinaus versteht sie es, mit ihrer netten, charmanten Persönlichkeit und ihrem bodenständigen Wesen zu überzeugen. Noch heute lebt sie dort, wo sie als Kind aufgewachsen ist, auf der elterlichen Hofstelle an der Kirchstraße in Günzenhausen, deren Aussehen und Funktion sich jedoch zwischenzeitlich verändert haben. Nach der Grund- und Hauptschule in Eching besuchte sie die Wirtschaftsschule in Freising, ohne aber zu wissen, wo die Reise hingehen soll, nur, im Büro versacken wollte sie nie. Lieber wollte sie was mit Menschen und Lebensmitteln zu tun haben, so wie dies etwa in der Hotel- und Gaststättenbranche der Fall ist. Während ihrer Schulzeit absolvierte sie verschiedene Praktika als Bäuerin, Schreinerin und Bedienung und stellte fest, dass ihr das Bedienen besonders viel Freude bereitet. Also ließ sich erst mal im Hotel Olymp in Eching zur Hotelfachfrau ausbilden. Direkt anschließend wurde sie als Anfangsrezeptionistin im Hotel & Wellness Refugium “Das Kranzbach” in Krün angestellt. Als nächstes war sie bereits als Front Office Manager im Biohotel Hörger in Hohenbercha tätig. Es ging weiter rasant aufwärts. Wieder im Hotel Olymp bekleidete sie die Position des Demi Chef de rang, danach die Stelle des Chef de rang im Hotel Ampervilla in Fahrenzhausen. Nachdem sie so reichlich Hotelluft geschnuppert hatte, wollte sie hinaus an die frische Luft und etwas anderes kennenlernen. Sie verbrachte einen Sommer auf einer Alm, wo sie nicht nur die Tiere versorgte, sondern auch die Menschen, sowohl als Bedienung wie auch als Köchin. Nach all diesen Erfahrungen drückte sie noch einmal die Schulbank an der Meisterschule Kermess in München, die sie 2011 erfolgreich abschloss. Ihr letztes Angestelltenverhältnis führte sie an den Flughafen in das Restaurant Airbräu, wo sie für die Schichtleitung verantwortlich war. Nebenbei absolvierte sie eine Weiterbildung zur Ernährungsberaterin und nahm an Seminaren für Internet & GDS für Hotellerie sowie Telefonmarketing teil. Somit war sie mehr als gut gerüstet für den Sprung in die Selbstständigkeit.

Nachdem ihre Eltern die Viehwirtschaft aufgegeben hatten, überredete das ambitionierte Multitalent seinen Vater, auf dem Anwesen eine kleine Pension mit einem Café zu errichten. Seit über fünf Jahren verwöhnt sie nun am „Wirtsberg“ sehr erfolgreich ihre Gäste mit selbstgebackenem Kuchen und großzügig bemessenen Zimmern. Damit hat sie nicht nur den elterlichen Hof neu belebt, sondern auch das Günzenhausener Dorfleben, und eben dafür wurde sie im Rahmen des Deutschen LandFrauentages im Juli in Ludwigshafen als „Jungunternehmerin des Jahres“ ausgezeichnet. Als solche ist sie in ihrem eigenen Betrieb Mädchen für alles, und alles macht ihr Spaß, wie sie selbst betont. Besonders natürlich das Kuchenbacken und mehr noch das Experimentieren mit neuen Zutaten, oder auch mit dem Weglassen, wie etwa des Zuckers, was die Eigenaromen deutlicher hervorkommen lässt. Viel Wert legt sie gleichfalls auf das Bedienen und Beherbergen der Gäste und die Sorge um deren Wohlbefinden. Darüber lassen sich solche Notwendigkeiten wie Zimmer machen und Küche putzen gut wegstecken. Das ist besonders dann von Nöten, wenn sie gerade wieder raffinierte Marmeladen von allerlei Früchten Marke Eigenbau eingekocht hat.

Neuerdings aber beginnt sie auch mit viel Elan, die Landwirtschaft neu zu beleben. Neben dem Wald, der bewirtschaftet wird, hält sie eine Schar Hühner für den Eigenbedarf (Eier zum Kuchenbacken!) und nun dazu noch ganz besondere Rinder, namentlich Pinzgauer, in Mutterkuhhaltung. Und als nächstes hat sie die verpachteten Felder anvisiert, die zurückkommen und die sie wieder neu bestellen will. Nur gut, dass ihr Mann ein gelernter Landwirt ist, denn für eine Frau allein, selbst wenn sie vor Energie nur so sprudelt, wäre dieses Pensum wohl kaum mehr zu bewältigen. Viel Kraft, sagt sie, schöpft sie zudem aus ihrer Familie, die von der Großmutter über die Eltern bis zu ihren beiden Schwestern zusammen im umgebauten Stallgebäude lebt.

Elisabeth Meir hat sich ganz bewusst für das Leben auf dem Land und in der Heimat entschieden, um so zu beweisen, dass es sich auch hier gut und glücklich leben lässt. Das heißt aber nicht, dass sie nicht auch mal über den Tellerrand schaut, und dies sogar in alle Himmelsrichtungen und unterschiedlichste Kulturen. Neben Österreich, Südtirol, Italien und Frankreich hat sie bereits die USA und Canada bereist, demnächst geht es auf die Seychellen und als nächstes lockendes Ziel ist Island anvisiert. So dürfen die Gäste schon gespannt sein, welche Inspirationen aus der Ferne demnächst in die Kuchenkreationen des rührigen Wesens einfließen. Denn obwohl sich in ihrem Fundus ein meterhoher Stapel Backbücher findet, backt sie nie genau nach Rezepten. Diese dienen ihr vielmehr als Anregungen, aus denen sich was Neues, Eigenes entwickeln lässt. Deshalb kann sie all ihre köstlichen Kuchen und Torten getrost als Unikate bezeichnen. Und da sie ihr Angebot den Jahreszeiten anpasst, wechselt das Repertoire ständig. So bereichert sie ihr Sortiment im Advent und Winter mit Lebkuchen und Stollen, zu denen sie fein gewürzten Winterkaffee und gehaltvollen Punsch serviert. In der kuscheligen Stube, die den Charme eines großen Wohnzimmers ausstrahlt, munden diese Köstlichkeiten doppelt lecker, und dies zur besten Kaffeezeit, nämlich samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils von 14 bis 17 Uhr.

Obwohl sie mit der Pension und dem Café bereits gut ausgelastet ist, hegt sie noch so manche anderen Interessen, wie etwa die Pflege ihres kombinierten Nutz- und Ziergartens, das Bergwandern oder das Schwimmen. Ins Lesen kann sie sich sogar so hineinsteigern, dass glatt mal einen Nacht darüber draufgeht, was für sie aber kein Problem ist. Zudem liebt sie das Spiel auf der Zither und das Singen, was aber leider in letzter Zeit etwas zu kurz kommt. Dies gilt nicht für das Kochen, das sie gleichfalls leidenschaftlich betreibt, aber nur im privaten Rahmen. Und natürlich liebt sie als Bauerstochter Tiere und freut sich jetzt schon auf die Enten, die im Frühjahr das bunte Leben auf der ehemaligen Hofstelle um eine weitere Facette erweitern werden.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2019.
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