Auf dem mons doctus gibt’s nicht nur geistige Nahrung
Der Food-Trailer im Domhof

“Sex on the Beach” auf dem Domberg! Ein Skandal? Keineswegs. Ein Cocktail-Klassiker – und den kann man am nigelnagelneuen Food-Trailer schlürfen. Seit kurzem steht der moderne Speisewagen im Dominnenhof und lockt mit vielen kulinarischen Besonderheiten. Jetzt lohnt sich ein Spaziergang auf den Freisinger Lehrberg nicht mehr nur allein wegen der schönen Aussicht und der historischen Bedeutung des Ortes.

Dem Domberg steht ein jahrelanger Umbau bevor. Das Kardinal-Döpfner-Haus wird bis voraussichtlich zum Jahr 2024 eine Großbaustelle sein. Während dieser Zeit ist das Haus geschlossen, der Seminarbetrieb ist vorerst eingestellt, die Küche im alten Speisesaal bleibt kalt. Um den geschichtsträchtigen Berg lebendig zu halten, um den Mitarbeitern in Küche und Service weiterhin einen Arbeitsplatz zu sichern, musste eine Lösung her. Ansprechend sollte sie sein und sowohl den Freisingern als auch den Touristen etwas bieten. Mit dem Foodtrailer ist man jetzt einen völlig neuen und unkonventionellen Weg gegangen – und liegt damit voll im Trend. Der Bedarf nach Gastronomie auf dem Lehrberg ist da, weiß Elmar Hobelsberger, Leiter des KDH. Das hatte eine Umfrage der Diözese schon vor einigen Jahren gezeigt. Diesem Bedürfnis trägt man nun Rechnung. Der Foodtrailer ist für alle da, was sich nicht zuletzt an den Öffnungszeiten zeigt: im Winter montags bis freitags von 7.30 bis 20 Uhr und am Wochenende von 11.30 bis 19 Uhr gibt’s aus dem Wagen Kaffeespezialitäten, hausgemachte Kuchen, warme Speisen und auch Wein, Bier und Cocktails. Im Sommer sogar noch länger. Die kann man dann ganz entspannt auf den Palettenmöbeln genießen. Strandatmosphäre auf dem Domberg also und zugleich ein spannender Kontrast zwischen modern und historisch. „Wir wollten damit einen Mehrwert für die Freisinger und die Besucher schaffen“, sagt Hobelsberger und schwärmt gleich von den kulinarischen Besonderheiten.

Das Konzept ist nämlich keineswegs beliebig. Nein, man hat sich Gedanken gemacht und etwas Exklusives geschaffen. Da wären zum Beispiel Burgerspezialitäten, aber auch ganz klassische Hausmannskost wie die gute, alte Leberkassemmel. Auch Vegetarier kommen auf ihre Kosten, sowohl bei den Burgern, als auch bei der klassischen Küche. Nur beim Verzehr der „Dombergspitzen“, eine eigens für das KDH kreierte Bratwurst, da muss der Vegetarier leider zuschauen. Die Würstl sind übrigens nicht die einzige exklusive Zutat in der Trailer-Küche: Die eigens für den Domberg kreierten Rezepturen bei Semmeln und Burgerbelag stammen überwiegend aus lokalen Traditionsbetrieben. „Wir haben ein Jahr lang Rezepte getestet und mit unseren Lieferanten gemeinsam entwickelt“, erinnert sich Hobelsberger an den Prozess. Denn: „Es sollten keine Allerweltssachen sein, sondern den Gästen etwas Einzigartiges bieten.“ Im Fokus stand dabei auch: noch mehr regional, noch mehr Bio. Der Grundsatz der Nachhaltigkeit zieht sich übrigens durch, denn auch das Geschirr und die Servietten sind aus pflanzlichen Rohstoffen und vollständig kompostierbar. Der Antrieb dafür: der christliche Gedanke, die Schöpfung zu wertschätzen und zu schützen. Auch damit liegt man im Trend: Plastikfrei macht immer mehr Schule – zum Glück. Die Mitarbeiter finden ihren neuen Arbeitsplatz übrigens toll. Auch, wenn es eine Menge Umstellung bedeutet. Auf engem Raum muss man hier gut zusammenarbeiten. Das klappt wunderbar. „Meine Leute finden es gut. Man hat mehr Kundenkontakt und bekommt gleich Feedback“, sagt Küchenleiter Christian Düringer. Er ist froh, dass man die Arbeitsplätze erhalten konnte, denn einige aus dem Personalstamm wären auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht mehr einsetzbar. Umso wichtiger war es Hobelsberger, einen Weg zu finden. „Wir haben als Arbeitgeber eine hohe soziale Verantwortung und der wollen wir gerecht werden“, sagt er mit Nachdruck. Eine Win-Win-Situation für alle Seiten also, die auch im Winter eine gastronomische Attraktion sein soll. Die Verantwortlichen tüfteln gerade an einer Lösung, um eine kuschlige Atmosphäre für kalte Tage zu schaffen. „Es sieht gut aus“, sagt Hobelsberger mit einem Augenzwinkern. Ob’s dann noch ein eiskalter „Sex on the Beach“ sein muss oder ob man am „Domstrand“ dann doch lieber den Apfelpunsch aus selbstgezogenen Äpfeln genießt, bleibt den Gästen dann selbst überlassen.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom November 2018.
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