Die Generalsanierung des Asamgebäudes
Eine große Baumaßnahme steht der Stadt bevor.

Die Stadt Freising beabsichtigt die Sanierung, Modernisierung und Neustrukturierung des Asamgebäudes – eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Freisinger Altstadt – zu einem kulturellen und merkantilen Zentrum der Bürgerstadt Freising. Ziel ist ebenso die Neugestaltung und Aufwertung der Wegebeziehung zwischen der Freisinger Altstadt mit dem Marienplatz als Zentrum und dem Domberg mit seinen kirchlichen und kulturellen Einrichtungen. Weiterhin sollen auch die angrenzenden Freiflächen neu gestaltet und genutzt werden. Dabei wird auf eine hohe Aufenthaltsqualität in den Außenbereichen und auf eine Nutzungsvielfalt (z. B. auch Freifluftveranstaltungen), die den verschiedenen Bedürfnissen Rechnung trägt, geachtet. Die Baumaßnahme soll auf diese Weise einen nachhaltigen Beitrag zur Stärkung und Belebung der Freisinger Innenstadt leisten.

Beim Asamgebäude, benannt nach dem Freskanten des Deckengemäldes in der Aula des Westtrakts, Hans Georg Asam, handelt es sich um das ehem. fürstbischöfliche Lyzeum und Gymnasium. Die dreigeschossige Vierflügelanlage in zentraler Stadtlage wurde im 17. und 18. Jahrhundert in mehreren Bauabschnitten um einen Innenhof herum errichtet. Sie wurde von Fürstbischof Eckher von Kapfing und Liechteneck als eine auf einem Gymnasium auf bauende Hochschule gegründet und diente den Forderungen des Tridentinischen Konzils entsprechend primär zur Ausbildung des Priesternachwuchses, stand darüber hinaus aber auch weltlichen Studenten offen.

Gegenwärtig ist das Gebäude mit einer Vielzahl an öffentlichen Nutzungen innerhalb der gut erhaltenen historischen Raumstrukturen belegt:
– Theater („Asamsaal“), ca. 460 Besucherplätze, mit Bühnenneben-, Verwaltungsräumen, Foyer, Garderoben- und Kassenbereich
– Stadtmuseum mit Verwaltungsräumen und Depotbereich
– Büro-/Verwaltungsnutzung der Stadt – Einzelhandel
– Stadtinformation

Das Asamgebäude ist derzeit aber auch mit einer Vielzahl von verschiedensten Nutzungen belegt, die in weiten Bereichen seiner stadtgeschichtlichen und bauhistorischen Bedeutung nicht gerecht werden. Ebenso ist das Gebäude in großen Teilen in jeder Hinsicht dringend sanierungsbedürftig.
Somit wurde 2009 ein Realisierungswettbewerb mit angegliedertem städtebaulichen Ideenteil ausgelobt, um einen Entwurf mit einem überzeugenden städtebaulichen und architektonischen Konzept und der bestmöglichen funktionalen Lösung zu finden. Ziel der Sanierungsmaßnahme ist nun die Neuordnung und Erweiterung der vorhandenen Nutzungen entsprechend des vorliegenden prämierten Wettbewerbsentwurfes der Gewinner des Realisierungswettbewerbs, den Architekten Wollmann und Mang aus München (zusammen mit Luska Freiraum GmbH aus Dachau für die Freianlagen im Innenhof). Dabei werden die einzelnen Einheiten in Lage und Zuschnitt neu definiert. Der Errichtung einer neuen zentralen Erschließung in Form einer geradläufigen Treppe über zwei Geschoße kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Sie verbindet das multifunktionale Foyer nebst der Stadtinformation im Erdgeschoß mit dem erweiterten Stadtmuseum im ersten Obergeschoß und dem Stadttheater und dem neuen Mehrzwecksaal im zweiten Obergeschoß.
Die neuen bzw. grundlegend umstrukturierten Nutzungen sind insbesondere:
– Theater „Asamsaal“ mit Bühne, Foyer und Nebenräumen
– Museum mit Rundgang
– Mehrzwecksaal mit Foyer
– Stadtinformation
– Büroräume
– Einzelhandel
– Gastronomie

Als Ergänzung des kulturellen Bereichs im Asamgebäude wurde im Wettbewerb untersucht, inwieweit das städtische Archiv im städtebaulichen Umfeld des Asamgebäudes situiert werden kann und auch Räume für Besucher angegliedert werden können, um die Archivalienarbeit einer breiten Öffentlichkeit in Ausstellungsräumen zugänglich zu machen.
Ebenso wird überprüft, inwieweit durch attraktive Freiraumgestaltung Bereiche für Veranstaltungen geschaffen werden können.
Das ehemalige Gefängnis bleibt in seiner bestehenden Nutzung (Gaststätte/ Ausstellungsräume) ebenso wie in seinem historischen Baubestand erhalten.

Einzelhandel:
Um die Attraktivität und Frequenz in der Innenstadt zu erhalten, sind in der Planung Verkaufsflächeneinheiten mit den erforderlichen Hintergrundsräumen geplant.

Stadtinformation:
Die Stadtinformation ist Anlaufpunkt für die Gäste und Bürger der Stadt (z.B. Kartenvorverkauf) und wird entsprechend gut erkennbar und im zentralen Eingangsbereich – zugänglich über den Innenhof – gestaltet.

Gastronomie:
Es sind Flächen für einen gastronomischen Betrieb in der Größenordnung von 70 Sitzplätzen vorgesehen. Hierbei soll gewährleistet werden, dass dieser Betrieb auch die Versorgung des Veranstaltungsbereichs (Asamsaal bzw. Foyer) gewährleisten kann. Als eigenständige Einrichtung soll die Gastronomie aber ebenso wie der Einzelhandel zu einer Belebung des städtischen Umfeldes beitragen.

Museum:
Das Stadtmuseum beinhaltet im Bestand (1.OG Westtrakt) eine Ausstellungsfläche inkl. Eingangs-/Kassenbereich von ca. 300 Quadratmeter. Diese bestehenden Räumlichkeiten wurden vor kurzem umfänglich saniert und neu gestaltet und sollen aus diesem Grund in der Planung erhalten werden. Eine Erweiterung des Museums ist in zwei Stufen geplant. Die neuen Ausstellungsflächen sollen in etwa zu 2/3 einer Dauerausstellung und zu 1/3 wechselnden Bespielungen zur Verfügung stehen. In einer zweiten Stufe (Zeithorizont ca. 10 Jahre) soll das Museum nochmals erweitert werden. Hierzu ist vorgesehen, Flächen, die in der derzeitigen Planung unter Büro-/Verwaltungsflächen aufgelistet sind, umzunutzen.

Theater:
Die Flächen des Asamtheaters sind im Wesentlichen im 2.OG des Westtrakts unter- gebracht und werden durch das Foyer im 2.OG des Nordtrakts sowie der Garderobe und des Kassenbereichs im EG Westtrakt sowie Lagerräumen im Südtrakt ergänzt. Bühnentechnik und die entsprechenden Hintergrundsräume werden erneuert und optimiert.

Mehrzweckraum:
Zusätzlich zu den Flächen in Museum und Theater soll ein Mehrzweckraum für Ausstellungen oder kleinere Veranstaltungen und Vorträge vorgesehen werden.

Büro-/Verwaltungsbereich:
Zur Zeit sind verschiedene Verwaltungsnutzungen im gesamten Gebäude verstreut untergebracht. Mittelfristig soll das Gebäude rein zum kulturellen Zentrum ausgebaut werden und somit von Verwaltungs- und Büronutzungen freigemacht werden. Eine Ausnahme bildet hierbei das Kulturreferat mit seinen Verwaltungsräumen (Theater, Museum, Stadtinformation).

Museumsdepot:
Derzeit wird das Dachgeschoß zu einem kleinen Teil als Depotfläche für das Museum genutzt. Dies soll um einen kleinen Flächenanteil erweitert werden. Der städtebauliche Ideenteil wurde vom Architekturbüro Deppisch aus Freising (zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro ver. de aus Freising) gewonnen. Hierbei soll insbesondere das südlich an das Asamgebäude angrenzende Gelände neu geplant werden. Hauptteil ist die Neustrukturierung des rückwärtigen Platzes zwischen Asamgebäude und Domberg. Von zentraler Bedeutung ist neben der eigentlichen Neugestaltung der Außenanlagen insbesondere der Bau eines ausgegliederten Lastenaufzuges für das Asamtheater mit integrierter Bühne für mögliche Freiluftveranstaltungen sowie die neue Positionierung der öffentlichen Sanitäreinrichtungen und notwendigen technischen Einrichtungen welche ebenfalls aus dem Asamgebäude ausgegliedert werden sollen.

Ebenso soll beim gesamten Gebäude das stark sanierungsbedürftige Tragwerk ertüchtigt werden. Da sich der gesamte Planungsbereich im Schwemmland der Moosach am südlichen Fuß des Dombergs mit sehr hohen Grundwasserständen befindet und das Gebäude noch auf seinen ursprünglichen Eichenpfählen gegründet ist, bekommt die statische Ertüchtigung der Fundamentierung neben der Sanierung des Dachtragwerks und Holzbalkendecken eine zentrale Bedeutung.
Auch wird die sehr veraltete und der Gebäudenutzung nicht mehr gerecht werdende Haus- und Betriebstechnik grundlegend erneuert. Neben der kompletten Modernisierung der Elektroinstallationen auf den heutigen Sicherheits- und Ausstattungsstandard müssen auch die Sanitäreinrichtungen, die Gebäudeheizung und insbesondere die nicht mehr funktionierende Lüftungstechnik erneuert werden. Von zentraler Bedeutung bei allen Maßnahmen ist immer auch die Anpassung an die heute geltenden Brandschutzbestimmungen.
Zur Findung der hierzu notwendigen Fachplaner wurde 2010 und 2011 ein sogenanntes VOF-Verfahren durchgeführt, bei dem europaweit die geeignetsten Fachplaner für die Bauaufgabe gesucht wurden. Als Sieger aus diesem Verfahren konnte sich das IB Brandl + Eltschig aus Freising für den Bereich der Tragwerksplanung, das IB Ottitsch aus München für den Bereich der HLS- Planung und das IB Obermeyer Planen + Beraten aus München für den Bereich der ELT-Planung durchsetzen.

Denkmalpflegerisches Ziel der Instandsetzungsmaßnahme, Sanierung und Umnutzung des Gebäudes ist der Erhalt des Gebäudes samt seiner bauzeitlichen und zugewachsenen historischen Ausstattung, seiner Konstruktion (z.B. Dachwerke) und seiner z.T. bis in die Details erhaltenen und überlieferten Raumstrukturen in Substanz, Erscheinungsbild und Charakter. Vor dem Hintergrund der herausragenden denkmalpflegerischen Wertigkeit des Gesamtgebäudes und seines teilweise sehr authentischen Überlieferungszustandes ist ein fundiertes und in allen Details mit den Denkmalbehörden abgestimmtes denkmalverträgliches Gesamtkonzept auf der Grundlage einer vertiefenden Bauforschung und restauratorischen Befunduntersuchungen für innen und außen zwingend notwendig.
(Quellen: Hochbauamt Stadt Freising)

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom November 2012.
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