Midlife or Crisis
Neue Flügel verliehen

Die Band war praktisch tot. Nicht ganz, der Mitbegründer von „Midlife or Crisis“ Marc Hanow saß irgendwann mit Schlagzeuger Stefan Bauer alleine da und stellte fest: „Die Band stirbt erst, wenn ich sterbe.“ Zu diesem Zeitpunkt hätte keiner mehr einen Pfifferling gegeben auf die Blues-Formation.

Ein schwerer Irrtum, wie sich herausstellen sollte. Denn wenig später sollte „Midlife or Crisis“ wie Phönix aus der Asche aufsteigen. 20 Jahre nach der Gründung hatte Hanow junge Rockmusiker wie den Gitarristen Julian Hobmeier um sich geschart und dem alten Blues-Projekt neues Leben eingehaucht. Mehr noch, man holte mit Peter Sieber eine der Säulen des Erfolges zurück, zusammen brach man jetzt sogar im Studio zu neuen Ufern auf.

„Ich hab es aus der Zeitung erfahren, das es die Band wieder gibt“, erinnert sich Sieber, der Mundharmonika spielt und singt. „Mich hat der Mark am Abend vor dem Konzert angerufen“, fällt Keyboarder Bernhard Walchshäusl ein, wenn er auf sein Engagement bei MOC angesprochen wird. Das kommt in jüngster Zeit öfter vor. Die Bluesband hat gute Presse bekommen.

Nicht nur wegen dem Jubiläum, auch wegen dem einen oder anderen Live-Auftritt, der die Fans ganz schön auf Trab gebracht hat. Hier ist ein Gig in der „Schneider-Weißen“ zu nennen. Da war der frische Wind zu spüren. Noch dazu schaute Sieber „mal so vorbei“. Und siehe da, auch er ließ sich anstecken und bekam wieder Lust Musik zu machen. Die Band war gerettet, der Neustart perfekt.

Nun hätte man getrost mit alten oder neuen alten Nummern auf Tour gehen, das Jubiläum abfeiern können. Es kam aber alles ganz anders. Die jungen Wilden waren bei den Proben Feuer und Flamme. Irgendwann fing man an zu jammen und stellte fest, da geht was. Jemand hatte rein zufällig ein Band mitlaufen lassen. Und das hörte sich verdammt gut an.

Erschwerend hinzu kam, dass Hanow schon eine ganze Weile Texte für neue Songs im Kopf hatte. Zusammen mit Julian Hobmeier begann er damit herumzuspielen und man stellte fest, die Wellenlänge passt, daraus könnte etwas werden. Wenig später fand man sich im Farmlands-Studio von Yogi Lang wieder. Die Arbeit ging locker von der Hand. Eigentlich hatte man ja nur ein paar Live-Mitschnitte von diversen Festivals in Form bringen wollen. Klassiker wie „Walkin by myself“ oder „Room to move“, die nach einer Auffrischung verlangten. Aber weit gefehlt. Einmal im Studio begannen die Ideen nur so zu sprießen. Aus Einfällen wurden Songs und aus den Songs ein ganz neues Album. Das Ergebnis ist eine Doppel-CD die den Titel: „Roots & Wings“ trägt. Sie ist komplett im Farmlands-Studio entstanden. Lang und sein Kollege von RPWL, Gitarrist Kalle Wall- ner, haben als Gastmusiker mitgewirkt. Auf ihre neuen Flügel – auf die „Wings“ – sind die Jungs von MOC mächtig stolz. Zurecht, wie sich bei einer Hörprobe herausstellte. Stücke wie „Future of my past“ strahlen das Selbstbewusstsein von erfahrenen Singer- Songwritern aus, bestechen durch klare Rock-Patterns und gehen dabei gemein ins Ohr. „New Country“, nennt Hanow das. Auch von poplastigen Arrangements schreckte die Band nicht zurück. Alles hört sich geschliffen und ausgeschlafen an. Lang und MOC haben ganze Arbeit geleistet und dabei eine Menge Spaß gehabt. Vieles ist spontan und aus dem Bauch heraus entstanden. Etwa der Take „Hot & Sexy“ im Stile eines Serge Gainsbourg interpretiert. Man darf gespannt sein, wie die Band das alles auf der Bühne umsetzt.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Dezember 2012.
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